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Das Virus, das Affenpocken hervorruft, galt beim Menschen eigentlich als ausgerottet, scheint aber unter Nagetieren zu zirkulieren.

Foto: Via Reuters/CYNTHIA S. GOLDSMITH, RUSSELL RE

Fälle der eigentlich seltenen Affenpocken treten mittlerweile in immer mehr Ländern auf – nun auch in Spanien, Portugal und den USA. In Österreich wurde bisher noch kein Fall nachgewiesen, gab das Gesundheitsministerium am Donnerstag bekannt. Allerdings befindet sich Österreich dazu "in einem intensiven internationalen Austausch und evaluiert die Lage weiterhin laufend", heißt es aus dem Ministerium. Derzeit wird die Umsetzung der Meldepflicht bei Affenpocken geprüft.

Isolierung von Betroffenen

Nach dem Auftauchen der Viruserkrankung hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu einer rigorosen Verfolgung aller Kontakte der Betroffenen aufgerufen. Kliniken und Bevölkerung müssten dafür sensibilisiert werden, einen ungewöhnlichen Hautausschlag von Fachpersonal begutachten zu lassen, teilte die WHO am Mittwochabend mit. Erhärte sich der Verdacht auf Affenpocken, sollten Betroffene isoliert werden.

"Trotz des relativ geringen Risikos" ruft die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) ebenso wie internationale Gesundheitsorganisationen, Ärztinnen und Ärzte dazu auf, Affenpocken "bei entsprechenden Symptomen als Differentialdiagnose zu bedenken", gab sie auf APA-Anfrage bekannt.

Wer selbst entsprechende Symptome hat, sollte sich von Spezialisten für Infektionskrankheiten untersuchen lassen, besonders Männer, die mit wechselnden männlichen Partnern Sex haben, sollten aufmerksam sein. Verdachtsfälle sollten isoliert, getestet und schnellstmöglich benachrichtigt werden sowie eine Kontaktverfolgung in beide Richtungen durchgeführt werden.

Mehrheit der Betroffenen bisher Männer

Nach Großbritannien waren auch Fälle in Spanien, Portugal und den USA bekannt geworden. Betroffen sei eine Person aus dem Bundesstaat Massachusetts im Nordosten des Landes, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Mittwoch mit. In Spanien wurden acht Infektionen in der Hauptstadt Madrid gemeldet, berichtete die Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden am Mittwoch. In Portugal schrieb die Zeitung "Público" gar von etwa 20 Infizierten. Bei der Mehrheit der bisher bekannt gewordenen Fälle sind Männer betroffen, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten.

In Kanada untersuchen Gesundheitsbehörden laut Medien rund ein Dutzend Verdachtsfälle. Ergebnisse werden in den kommenden Tagen erwartet. Über einen bestätigten Fall in der Provinz Québec seien die Behörden informiert worden, berichtete der Sender CBC am Mittwochabend unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.

Meist milde Symptome

Affenpocken-Infektionen beim Menschen waren bisher vor allem aus einigen Regionen Afrikas bekannt. Bereits angesichts der ersten Fälle in Großbritannien, wo das Virus Anfang Mai nachgewiesen wurde, hatte auch das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) Ärzte für die Virusinfektion sensibilisiert. In einem vom RKI veröffentlichten Beitrag heißt es, Affenpocken sollten auch dann bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien.

In Großbritannien lag die Zahl erfasster Fälle nach Angaben der Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) am Montag bei neun. Verbindungen zwischen Betroffenen sind nur teilweise bekannt. Teilweise sei unklar, wo sich Betroffene angesteckt haben. Die Mehrheit der betroffenen Männer soll sich in London angesteckt haben. Die erste bekannt gewordene Infektion soll auf eine Ansteckung in Nigeria zurückgehen.

Die Viruserkrankung ruft nach Angaben der UKHSA meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend seien nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt. Nach UKHSA-Angaben zählen zu den ersten Krankheitsanzeichen Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Erschöpfung. Es könne sich ein Ausschlag entwickeln, der sich oft vom Gesicht aus auf andere Körperteile ausbreitet. Der Ausschlag sehe je nach Phase unterschiedlich aus und könne Windpocken und Syphilis ähneln. Es gibt keine spezifische Therapie und keine Impfung dagegen.

Impfschutz lässt nach

Die Pocken des Menschen gelten seit 1980 nach einer großen Impfkampagne weltweit als ausgerottet. Laut dem RKI haben weite Teile der Weltbevölkerung mittlerweile aber keinen Impfschutz mehr. In Nigeria würden nun seit 2017 vermehrt Affenpocken-Infektionen beim Menschen diagnostiziert – und Fälle in Verbindung mit Reisen dorthin vor allem in Großbritannien.

Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte. "Infektionen können durch Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere übertragen werden", heißt es im RKI-Bericht. Übertragungen von Mensch zu Mensch durch Kontakte mit Körperflüssigkeiten oder Krusten seien mit Infektionsketten von bis zu sechs Menschen beschrieben. "Auch die sexuelle Übertragung von Pockenviren ist möglich", hieß es.

In einem Fachartikel von 2019 hielten drei RKI-Mitarbeiter fest: "Außerhalb von Afrika wurden Affenpocken bei Menschen lediglich dreimal identifiziert: im Jahr 2003 in den USA und im Jahr 2018 im Vereinigten Königreich und Israel." Die meisten Menschen – über 30 Fälle wurden erfasst – steckten sich demnach in mehreren US-Bundesstaaten an. (APA, 19.5.2022)