Die Symptome des Takotsubo-Syndroms ähneln denen eines Herzinfarkts.

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Besser bekannt als das "Happy-Heart-Syndrom" ist das "Broken-Heart-Syndrom". Denn das wird vor allem mit ihr in Verbindung gebracht: Romy Schneider. Als die damals 43-Jährige 1982 an plötzlichem Herzversagen starb, machten viele den Tod ihres kurz zuvor verunglückten Sohns dafür verantwortlich. Sie sei an gebrochenem Herzen gestorben, wurde damals immer wieder spekuliert. Wissenschaftlich ist diese Theorie allerdings nicht haltbar, denn das "Broken-Heart-Syndrom" allein führt in der Regel nicht zum Tod.

Der Fachausdruck ist die Takotsubo-Kardiomyopathie und wird für eine akute Funktionsstörung des Herzens verwendet. Als Auslöser gilt vor allem großer emotionaler Stress. Dabei ähneln die Symptome denen eines Herzinfarkts – die Erkrankung selbst ist jedoch viel weniger gefährlich. Früher ist man davon ausgegangen, dass das Takotsubo-Syndrom vor allem bei Frauen nach der Menopause, die großem emotionalem Stress ausgesetzt waren, ausgelöst werden kann – etwa dem Tod einer geliebten Person. Einer neuen Studie zufolge können jedoch auch positive Erlebnisse wie eine Hochzeit, die Geburt des Enkelkinds oder die Vorbereitung auf Reisen das Takotsubo-Syndrom auslösen. In diesem Fall wird es auch "Happy-Heart-Syndrom" genannt.

Symptome ähnlich wie bei Herzinfarkt

Egal ob der Auslöser ein emotional positiver oder negativer war, die Symptome sind in beiden Fällen gleich. Beschrieben werden häufig Luftnot oder ein Engegefühl oder Stechen in der Brust, ähnlich den Symptomen eines Herzinfarkts. Der Kardiologe Andreas Kammerlander von der Med-Uni Wien erklärt: "Auch wenn die Symptome sehr ähnlich sind, hat diese Erkrankung nichts mit einem Herzinfarkt zu tun und heilt in den meisten Fällen rasch von selbst aus."

Die medikamentöse Therapie richtet sich in erster Linie danach, ob eine Herzschwäche besteht. "Bei einer vorhandenen Pumpschwäche des Herzens können verschiedene Medikamente eingesetzt werden, und sehr häufig legen sich die Symptome dann bereits nach wenigen Wochen und Monaten", sagt Kammerlander. Die Patientinnen und Patienten gelten danach wieder als vollständig geheilt, jedoch "bleibt ein kleines Restrisiko, dass die Erkrankung nach einiger Zeit wieder auftreten könnte".

Mehr Männer betroffen

Wurde früher die Diagnose vor allem bei älteren Frauen, die ein negatives emotionales Erlebnis verkraften mussten, gestellt, so zeigt die neue Studie, dass auch Männer und jüngere Personen nicht davor gefeit sind. Das Interessante daran: Während das "Broken-Heart-Syndrom" gerade einmal bei fünf Prozent der Männer beobachtet wurde, sind es beim "Happy-Heart-Syndrom" 18,9 Prozent – also ein deutlicher Anstieg. Warum das so ist, konnte in der Studie nicht geklärt werden.

Dass das Takotsubo-Syndrom von negativen als auch von positiven emotionalen Erlebnissen verursacht werden kann, überrascht den Kardiologen nicht: "In beiden Fällen handelt es sich um emotionalen Stress. Die Geburt eines Enkelkinds oder die eigene Hochzeit sind ja nicht immer nur voller Freude, sondern oft auch mit Sorgen und Stress verbunden."

Wie und ob man der Takotsubo-Kardiomyopathie vorbeugen kann, ist derzeit noch unbekannt. Der Experte weiß aber: "Nach dem erstmaligen Auftreten des Syndroms gibt es ein erhöhtes Risiko, ein zweites Mal daran zu erkranken." Dennoch plädiert er dafür, "das Leben weiterhin zu genießen und auf keinen Fall Angst davor zu haben, ein weiteres Mal zu erkranken", denn das würde ja wieder zusätzlichen Stress erzeugen – und den sollte man ohnehin immer, so gut es geht, vermeiden. (Jasmin Altrock, 22.5.2022)