Vertonte den "Urknall" , Gert Hermann Ortler

Helga Traxler

Im Wiener Konzerthaus wird instrumental und vokal Gewaltiges aufgeboten: Da sind die formidablen Damen der Wiener Singakademie, des Chorus Juventus und des coro siamo. Da ist der edle Bläsersound von phil Blech Wien. Zudem wird das Klangbild durch Schlagwerk bereichert, durch Vibrafon auch, Triangel, Marimbafon und natürlich auch durch den meisterhaften Olivier Latry, dem Titularorganisten der Kathedrale Notre-Dame de Paris.

Kleines und Großes

Dirigent Anton Mittermayr hat also bei "Urknall", einem Stück von Gerd Hermann Ortler, das als Kompositionsauftrag des Konzerthauses entstand, einiges zu koordinieren. Klar: Es geht um nicht weniger als die klangliche Darstellung der Geburt des Universums. Der Südtiroler Ortler, der an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Komposition unterrichtet, ist dabei ein Mann der feinen kleinen und auch der bombastischen Ideen.

Was vokal subtil beginnt und mit einem intimen, einer Spieldose ähnelnden Sound endet, entfaltet bisweilen ziemliche Wucht. Da sind perkussive Zuspitzungen, es swingt mitunter Big-Band-artig. Und schwingt sich der Chor auf zu hymnischem Wohlklang, wird man an die Finali manch rühriger romantischer Hollywood-Filme erinnert.

Tradition und Moderne

Besonders eidringlich sind aber die kammermusikalischen Passagen. Wenn etwa das Blech echoartig Melodien entwickelt, oder der Organist Klänge ausbreitet und zu dramatischer Linienführung übergeht, entstehen markante Werkmomente. Es ist in Summe eine polystilistische Welt zwischen Tradition und Moderne, zwischen gefühlspraller Tonalität und düsterer Dissonanz entstanden.

Nur bezüglich der Dramaturgie des Werkes wäre eine Unterteilung in Sätze besser gewesen. So konnten sich manche Richtungswechsel nicht als besonders zwingend vermitteln. Da war das anschließende Beispiel interessant. Gustav Holsts bekannte Orchestersuite "Die Planeten" op.32., diesfalls von Mark Gaal, Bassposaunist bei Phil Blech Wien, umarrangiert, zeiget die Vorteile der Aufteilung eines Werkes in klar abgegrenzte Abschnitte. Die Interpretation der beiden Werke war insgesamt glanzvoll. (Ljubisa Tosic,19.5.2022)