Die Titan-Version mit 46,6 Millimetern Durchmesser kann an dünneren Armgelenken schon wuchtig aussehen, aber das große Display hat durchaus seine Vorzüge in Sachen Übersichtlichkeit.

Foto: STANDARD, aam

Die Zeiten, als eine Uhr primär verraten musste, wie spät es ist, sind längst vorbei. Heute sind Smartwatches sowohl Kommunikationszentrum als auch Fitnesstrainer. Die neue Watch GT 3 Pro von Huawei ist da keine Ausnahme. Gepaart mit einem mehr als schicken Design, präsentiert der chinesische Hersteller sein bisheriges Highlight in Sachen schlaue Uhren.

Oberflächlich

Die Uhr erscheint in zwei Varianten. Die vom STANDARD getestete Titan-Variante misst 46,6 Millimeter im Durchmesser und wird mit unterschiedlichen Armbändern ausgeliefert – Kunststoff oder Titan. Die Keramikvariante mit einem femininen Design und mit 43 Millimetern Durchmesser ist etwas kleiner als der große Bruder und stand für den Test nicht zur Verfügung.

Generell wirken die Uhren – die Keramikvariante konnte zumindest bei einem Event kurz angefasst werden – sehr wertig, was seit der Einführung der GT- beziehungsweise GT-Pro-Marke 2018 zu einem der Markenzeichen geworden ist. Wer dünne Arme hat, kann auch einzelne Segmente des Titan-Bandes entfernen – andersrum funktioniert es natürlich auch. Der Verschluss ist ebenfalls gelungen und rastet gut ein beziehungsweise lässt er sich auch unkompliziert öffnen. Die Uhr wirkt trotz der Größe am Arm nicht klobig, das Design wirkt unaufgeregt, dafür aber zeitlos.

Das an der Seite angebrachte Rad kann ähnlich wie bei der Apple Watch zum Scrollen oder Zoomen benutzt werden. Die darunter angebrachte Taste führt den Nutzer direkt in die Fitness-App, um dort das gewünschte Programm auszuwählen.

  • Abmessungen: 42,9 mm x 42,9 mm x 10,5 mm
  • Größe der Handgelenke: 130–190 mm
  • Gewicht ohne Armband: 54 Gramm
  • IP68 und 5ATM Wasser-/Staubschutz
Die Software der Smartwatch ist mit allen gängigen Smartphones kompatibel, sofern man sich die Health App von Huawei lädt.
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Herzrhythmus

Das 1,43 Zoll große Amoled-Display löst mit 460 x 460 Pixel auf und hat eine Bildschärfe von 326 ppi. Die Bildschirmränder sind kaum erkennbar, das Saphirglas trotzt zudem erfolgreich den meisten Kratzversuchen. Auf der Rückseite befinden sich diverse Sensoren, die Herzfrequenz, Blutsauerstoff, Schlafstress und Körpertemperatur messen können. Die neue EKG-Funktion kann diverse Analysen durchführen, etwa den Sinusrhythmus oder die Früherkennung von Vorhofflimmern. Für Menschen mit Herzproblemen sehr sinnvolle Features. Aufgrund einer für Europa fehlenden Zertifizierung sind diese Funktionen zum Start der Uhr allerdings noch nicht verfügbar, sollen aber noch in diesem Jahr nachgereicht werden.

Die Uhr ist IP68-zertifiziert und dank ihrer Wasserdichtigkeit bis 30 Meter auch für Taucher geeignet. Wer tatsächlich länger im Wasser verbleiben will, der freut sich über die Ergänzung dieser Sportart im Fitnessprogramm. So können auch unter Wasser Daten gesammelt werden, etwa wie schnell man schwimmt oder wie tief man gerade ist. Ebenfalls neu bei dem ohnehin sehr umfangreichen Sport-Tracking, angefangen von Laufen über Skifahren bis hin zu Bergwandern, ist der Punkt Golf, der versucht, die Schwünge zu analysieren. Insgesamt gibt es rund 100 Workout-Modi, die sich an Anfänger und Fortgeschrittene richten und die den Fitnesscharakter der Uhr noch einmal hervorheben.

Angst, der Uhr könnte mitten im Training der Akku ausgehen, braucht man im Idealfall nicht zu haben. Der 530 mAh starke Akku hält bei mittlerer Nutzung bis zu 14 Tage. Für den Test musste er kein zweites Mal geladen werde – aktuell zeigt die Batterieanzeige 38 Prozent an, und das nach dem intensiven Ausprobieren der Features über sieben Tage.

Software

Das hauseigene Harmony OS bietet auch in der aktuellen Version kaum Überraschungen, funktioniert weiterhin flüssig und ohne groben Patzer. Apps lassen sich aus der App-Gallery hinzufügen, Kompatibilität mit allen gängigen Smartphones verspricht der Hersteller. Im STANDARD-Test wurden die Funktionen mit einem iPhone 12 und einem Huawei Pocket ausprobiert. Große Unterschiede ließen sich nicht erkennen. So kann man sich auch auf Apple-Smartphones Push-Nachrichten der diversen Apps, etwa Whatsapp, Podcast oder E-Mails, anzeigen lassen, die Interaktion mit diesen Mitteilungen ist allerdings nicht möglich. So kann man weder auf Nachrichten direkt antworten noch via Fingerdruck in die App wechseln. Hier ist man bei Apple weiter, auch wenn das teuer mit Akkulaufzeit bezahlt werden muss.

Die Kompatibilität mit all den Smartphones am Markt stellt man mit der Huawei Health App her, die für die Verwendung der Uhr unerlässlich ist. Wer sich also mit dem starken Datensammeln des chinesischen Tech-Konzerns nicht wohlfühlt, muss anderweitig nach einer Smartwatch suchen.

Für sportliche Naturen bietet die Uhr unzählige Funktionen und übersichtlich aufbereitete Statistiken.
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Vergleich mit dem Vorgänger

Da das Vorgängermodell, die GT 3, noch nicht einmal ein Jahr alt ist, lohnt natürlich auch ein direkter Vergleich. Die Abmessungen sind unwesentlich gewachsen, die Dicke ist gleich geblieben. Dafür ist das Gewicht von 42,6 Gramm auf stolze 54 Gramm gestiegen. Das Amoled-Display ist gleich groß, ist gleich aufgelöst und verfügt in beiden Fällen über keinen Always-on-Modus. Geschützt wird es diesmal allerdings von einem Saphirglas – das ältere Modell hatte eine Glasfront. Der Akku ist ebenfalls ident. Beide Uhren haben keinen SIM-Slot. Wer also eine fast idente Uhr zu einem günstigeren Preis haben möchte und zudem kein Taucher ist, der kann ruhigen Gewissens zur GT 3 greifen.

Geladen wird die Uhr wie ihre Vorgänger über eine mitgelieferte Ladeplatte, auf die die Uhr gelegt wird.

Verfügbarkeit

Die Huawei Watch GT 3 Pro ist in der Titan-Variante ab sofort in Österreich verfügbar. Für 369 Euro gibt es die Uhr mit einem Kunststoffband, um 499 erhält man das im Test erwähnte Titan-Armband. Die kleinere Keramikversion ist mit einem weißen Lederarmband für 449 und mit einem weißen Keramikarmband für 549 ab Ende Mai in Österreich verfügbar. Wer sich die Uhr bis zum 12. Juni kauft oder reserviert, bekommt bei der Keramikvariante die Huawei Freebuds Lipstick (199 Euro) und bei der Titan-Variante die Freebuds 4 (129 Euro) kostenlos dazu.

Viele Neuheiten im Vergleich zum direkten Vorgänger werden nicht geboten – weder Hard- noch Software-seitig.
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Fazit

Höhenmesser, Kompass, Luftdruckanzeige, Pulsmesser, Wecker, Lauftrainings, Körpertemperaturanzeige und gefühlt 100 weitere Features machen auch die GT 3 Pro zu einer Allzweckwaffe im Bereich Smartwatches. Dazu kommt ein edles Design, das speziell in seiner Keramikvariante die Blicke auf sich ziehen wird. Der starke Akku verdient natürlich ebenfalls ein dickes Lob, auch wenn zusätzliche Funktionen – etwa das zumindest kurze Antworten auf Nachrichten – im Tausch gegen eine etwas kürzere Akkulaufzeit für viele Nutzer sicher eine sinnvolle Überlegung wären.

Wer das direkte Vorgängermodell hat, der hat keine starken Argumente für einen Neukauf, da die GT 3 schon sehr gut ausgestattet war. Wer das etwas klobigere 2er-Modell noch am Arm hängen hat, der kann sich zumindest einmal Gedanken darüber machen, ob eine Neuanschaffung gerade finanziell Sinn macht. (Alexander Amon, 20.5.2022)