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Oliver Glasner mit der Europa-League-Trophäe.

Foto: REUTERS/Matthew Childs

Oliver Glasner und Ernst Happel trennt mehr als ein halbes Jahrhundert Entwicklungsgeschichte der Profession Fußballtrainer. Immerhin verbindet den 47-Jährigen aus Riedau im Innviertel und den 1992 im Alter von 66 Jahren gestorbenen Wiener auch Wesentliches. Beide wirkten als Verteidiger vorwiegend für einen Verein, Glasner in mehr als 500 Pflichtspielen für Ried, Happel 240-mal für Rapid.

Sieht man vom gebürtigen Ungarn Béla Guttmann ab, sind Glasner und Happel die bisher einzigen Trainer aus Österreich, die in einem Europacupbewerb triumphieren konnten. Und Glasner feiert wie einst Happel, der mit Feyenoord und dem HSV den Meistercup gewann, seine Erfolge eher zurückhaltend.

Am Mittwochabend, nach dem glücklich überstandenen Elfmeterkrimi gegen die Glasgow Rangers im Finale der Europa League zu Sevilla, war der Coach von Eintracht Frankfurt für seine Verhältnisse fast schon ausgelassen, musste aber von seinen Spielern erst daran erinnert werden, auf dem Weg zur Siegeszeremonie den Diver zu zeigen, also bäuchlings über den Rasen zu rutschen.

Notoperation

Geerdet ist eine Eigenschaft, die dem Betriebswirt gerne zugeschrieben wird. Sie zeichnete den Fußballer Glasner immer aus, verfestigte sich aber infolge eines Vorfalls am 4. August 2011. Glasner klagte nach Kopfballübungen im Abschlusstraining für ein Spiel gegen Bröndby in Kopenhagen über Kopfschmerzen und Schwindel. Da er vier Tage zuvor in einem Ligaspiel eine Gehirnerschütterung erlitten hatte, wurden die Symptome abgeklärt. Nach der Diagnose Subduralhämatom rettete den nicht mehr ansprechbaren Vater von drei Kindern eine Notoperation, zu der Ehefrau Bettina telefonisch ihr Einverständnis geben musste.

Um das plötzliche Karriereende besser zu verkraften, besuchte der Rieder Ehrenkapitän auf Anraten von Bettina Trainerkurse. Der Einstieg ins Geschäft erfolgte 2012 als Assistent von Roger Schmidt bei Red Bull Salzburg. Als Chef bei Ried und vor allem beim LASK empfahl sich Glasner für höhere Aufgaben – durch akribische Arbeit, innovative taktische Lösungen und viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den ihm anvertrauten Profis.

Glasner, ein Fußballlehrer im besten Sinn, führte Wolfsburg im Vorjahr in die Champions League und nun die Eintracht zum zweiten Europacupsieg der Vereinsgeschichte. In Frankfurt ist Glasner jetzt eine Legende, wie sie Happel unter allen Trainern ist. (Sigi Lützow, 19.5.2022)