Ganz ohne Laptops will das Café Phil für einen Monat auskommen – und vielleicht darüber hinaus.

Foto: Instagram/Café Phil @phil_in_wien

Einen Monat lang wollte das Café Phil in der Gumpendorfer Straße in Wien-Mariahilf ein Laptopverbot über seine Gäste verhängen. E-Mails zu checken, Homeoffice zu machen oder ganze wissenschaftliche Arbeiten für die Uni zu schreiben sollte damit passé sein. Mit dem Computerverbot wollte man dem stundenlangen Hackeln und Lernen einen Riegel vorschieben – und dem Besetzen von Sitzplätzen.

Die Idee wurde in einer spontanen Minute umgesetzt, als der Besitzer des Phil "an acht Tischen gezählte 15 Laptops" sah, heißt es vonseiten des Cafés. Seit dem ersten Lockdown hat es immer mehr Leute ins Lokal gezogen, die aufgrund der Maskenpflicht nicht in der Uni-Bibliothek lernen wollten oder die aus dem Homeoffice ins Café flüchteten. Das Phil mit seinem integrierten Bücherladen sei immer ein belebter Ort gewesen, die Laptops hätten das geändert. Dem wollte man nun entgegenwirken.

Auf Nachfrage des STANDARD hieß es am Freitag, dass das Phil in den letzten Tagen aufgrund des verkündeten Laptopverbots medial auf so große Resonanz gestoßen sei, dass man sich gezwungen gesehen habe, das Café vorübergehend zu schließen. Die Geschäftsführer waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Gäste sehen Verbot positiv

Auf Facebook sind die Meinungen zum angekündigten Verbot großteils positiv. "Ihr seid eh immer knapp an Plätzen, und da ist es ärgerlich, wenn eine Person einen Vier-Personen-Tisch über Stunden blockiert", schreibt ein User und stimmt damit in den Grundtenor des Phil-Eigentümers ein. Andere kritisieren aber den vermuteten Grundgedanken, Gäste, die zum Arbeiten ins Phil kommen und zu wenig konsumieren, indirekt loswerden zu wollen.

Ausnahmen für Notfälle soll es geben, außerdem gibt es eine Happy Hour zwischen 12 und 13 Uhr, in der die Laptops aufgeklappt werden dürfen. Bis zum 13. Juni soll das Verbot gelten, auf Instagram und Facebook gibt es eine Umfrage, ob die computerfreie Zone auch über die Probephase hinaus geschaffen werden soll.

Handyfreies Konzept

Mit dem Verbot steht das Phil nicht allein auf weiter Flur: Nach der Wiedereröffnung nach dem Lockdown im Frühjahr hat das Seniorencafé Vollpension in der Schleifmühlgasse in Wieden ein Handyverbot verhängt. Oder, besser gesagt, ein Angebot: Auf den Tischen befinden sich nun Handytresore, in denen Gäste ihre Telefone während des Besuchs einsperren können. Eine Mitarbeiterin verwahrt den Schlüssel. Die Vollpension-Gäste werden dafür mit einem Rabatt von zehn Prozent auf ihre Konsumation belohnt.

"Es soll dazu beitragen, sich voll auf die Gespräche zu konzentrieren", heißt es von der Vollpension. "Da es kein Verbot ist, gibt es auch niemanden, der sich aufregt." Damit Zusammensitzen und Tratschen weiterhin im Fokus stehen, sei auch kein Ende des – freiwilligen – Handyverbots geplant. (rec, 20.5.2022)