Am ÖVP-Parteitag vergangene Woche wurde Kanzler Karl Nehammer mit 100 Prozent der Delegiertenstimmen zum neuen Obmann der Volkspartei gekürt. Die Ära von Sebastian Kurz ist nun auch offiziell vorbei. Die Umfragen sind für die ÖVP allerdings alles andere als rosig. Verschiedene mutmaßliche Korruptionsaffären lasten schwer auf der Partei, wie auch eine aktuelle Umfrage des STANDARD zeigt. Wie geht es nun also weiter mit der ÖVP unter ihrem neuen Chef?

Politikberater Thomas Hofer sieht die Partei aktuell inmitten eines "Selbstfindungsprozesses", wie er in der STANDARD-Videodebatte erklärt. Die "klare Richtung" fehle. Auch die schwarze Ex-ÖVP-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky, die unter der Obmannschaft von Kurz zur scharfen Parteikritikerin wurde, attestiert: "Es gibt jetzt Überlebensthemen in der Bevölkerung, die derzeit völlig unbeantwortet sind." Nehammer halte sie für den Richtigen, "um Ruhe hineinzubringen".

Angesprochen auf die diversen türkisen und schwarzen Affären, beklagt ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner, es würde "mit zweierlei Maß gemessen". Einig sind sich alle außer Sachslehner, dass sich in der Ära Kurz ein Graben durch die ÖVP zog. Die langjährige schwarze Ministerin Maria Rauch-Kallat rät ihrer Partei, nun nicht nur das Regierungsprogramm umzusetzen: "Jetzt muss jede Woche ein Thema kommen, das abgearbeitet wird." (red, 22.5.2022)