Die Titanenwurz Willi, daneben der Botaniker David Prehsler. Die Pflanze wird in den nächsten Tagen noch bis zu drei Meter hoch werden.

Botanischer Garten Wien / Rudolf Hromniak

Im Botanischen Garten der Universität Wien blüht in Kürze zum ersten Mal eine Titanenwurz – oder wissenschaftlich: ein Exemplar von Amorphophallus titanum, was so viel wie "gigantischer unförmiger Penis" bedeutet. Ihr Blütenstand kann mehr als drei Meter hoch werden, und damit zählt sie zu den größten Blumen der Welt.

Neben den beeindruckenden Dimensionen ist die Pflanze vor allem durch einen bestialischen Gestank bekannt. Die Blütezeit währt nur etwa zwei Tage und ist ein spektakuläres Naturereignis. Ab Montag kann die Pflanze im Kalthaus des Botanischen Gartens der Uni Wien (nahe dem Schloss Belvedere) besichtigt werden.

Riecht nach verwesendem Kadaver

Die Titanenwurz aus der Familie der Aronstabgewächse kommt aus Indonesien und lockt dort mit ihrem riesigen Blütenstand winzige Insekten an, die als Bestäuber dienen. Der große Kolben an der Spitze des Blütenstands erwärmt sich dabei und setzt einen bestialischen Gestank frei, der an einen verwesenden Kadaver erinnert.

Seit 2019 wächst ein Exemplar der Titanenwurz im Botanischen Garten der Universität Wien. Die Pflanze kommt aus dem Botanischen Garten der Uni Salzburg, wo sie 2019 geblüht hat. Damals erreichte der Blütenstand eine Höhe von über zwei Metern.

Die Titanenwurz 2019 in Salzburg.
Foto: APA / Christian Gruber

Die riesige Knolle der Pflanze hat seit ihrem Umzug nach Wien ihr Gewicht verdoppelt und wiegt nun stattliche 80 Kilogramm.

Blüte von "Willi" steht kurz bevor

Pflanzenliebhabende fiebern dem Öffnen des Blütenstands von "Willi" schon aufgeregt entgegen. Zu Ehren des herausragenden Wiener Erforschers der Aronstabgewächse Heinrich Wilhelm Schott (1794–1865) wurde diese Titanenwurz nämlich auf diesen Namen getauft. An der Spitze der derzeit etwas mehr als einen Meter großen Knospe ist schon der Blütenkolben zu erkennen. In ungefähr ein bis zwei Wochen sollte es soweit sein: Der Blütenstand wird sich für rund 48 Stunden öffnen.

Der genaue Zeitpunkt lässt sich derzeit noch nicht vorhersagen. In dem kurzen Zeitfenster werden dann verschiedene Untersuchungen unter anderem zur Bestäubungsbiologie der Pflanze durchgeführt. Im Youtube-Livestream kann man sich online ein Bild über die Fortschritte der Blüte machen.

Botanischer Garten der Universität wien

Die Pflanze kann ab Montag, 23. Mai, täglich von 10 bis 15 Uhr bei Schönwetter im Kalthaus des Botanischen Gartens (Haupteingang Mechelgasse, Eintritt während der Blüte: 4 Euro) aus wenigen Metern Entfernung besichtigt werden. Sobald die Pflanzen zu blühen beginnt, wird das gesamte Kalthaus bis 23 Uhr geöffnet, damit die Besucher:innen die Pflanze aus der Nähe bestaunen und beschnuppern können – insbesondere in den Abendstunden, wenn die Pflanze in voller Blüte steht. (red, tasch, 20.5.2022)