"In Island ist alles teuer, außer Wasser und Strom", erzählt der isländische Fahrer, der mich unlängst vom Flughafen nach Reykjavík gebracht hat. Es war eine berufliche Reise, daher leider wenig Zeit, das erstaunliche Land zu bestaunen. Die blaue Lagune, der Vulkan Fagradalsfjall, der vergangenes Jahr ausgebrochen und den Flugverkehr lahmgelegt hat, ein paar Islandpferde und vor allem sehr viel aktives Vulkangestein gingen sich trotzdem aus.

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Letzteres war häufig durchzogen von oberirdisch verlegten Leitungen, Wasserdampfschwaden und Schwefelgeruch. Die Isländer sind Spitzenreiter bei der Nutzung von Erdwärme und darauf auch besonders stolz. "Mehr als 99 Prozent des Stroms stammt aus grüner Energie – 73 Prozent aus Wasserkraftwerken und 26,8 Prozent aus Geothermie", sagt der Fahrer.

Beheizte Garagen in Österreich

Energie ist zuhauf vorhanden und kostet wenig. Dementsprechend verschwenderisch wird sie genutzt. Heizkörper und Motoren laufen auf Hochtouren – was einige der Auslandsösterreicherinnen, die ich dort kennenlernen durfte, nach wie vor irritiert. Energie werde buchstäblich beim Fenster hin ausgeblasen. Ihre Erzählungen erinnern an Geschichten von damals, als in Österreich noch Garagen beheizt wurden, weil Öl und Gas derart billig waren.

Heute ist das freilich anders. Der Ukraine-Krieg treibt die Energiepreise stetig nach oben und belastet viele Haushalte. Die Isländer bleiben davon weitgehend verschont, sie sind autark. Aber auch wenn deren Umgang mit Energie kein vorbildlicher ist, so ist die grüne Gewinnung doch eine, die wir in Österreich endlich verstärkt vorantreiben sollten. (Julia Beirer, 20.05.2022)