"Scheiß Rapid" steht in Violett und Weiß auf einem Aufkleber geschrieben. Er klebt auf dem Straßenschild der Laaer-Berg-Straße 102–104, dahinter zerkleinert ein Bagger Schuttteile in -teilchen. All das unter strenger Beobachtung der Fenster des Neubaus links und der Fenster der Kleingartensiedlung Fischeralm rechts.
Dahinter, auf dem bereits freigeräumten Grundstück, sollen die Viola Homes der Wohnkompanie entstehen. Genauer genommen in der Erich-Sokol-Gasse 19. Auf Google Maps oder in Navigationssystemen existiert die Adresse noch nicht – im Grundstückskataster der Stadt Wien aber sehr wohl.
Diese Woche fand der Spatenstich vor Ort statt, mit Favoritens Bezirksvorsteher Marcus Franz, der eine der goldenen Schaufeln in den Sandhaufen steckte. Insgesamt 59 neue Mietwohnungen, auf zwei Gebäude aufgeteilt, sollen hier entstehen, in der Größe von zwei bis vier Zimmern und jeweils mit Loggia, Balkon, Terrasse und/oder Garten. Hinzu soll eine hauseigene Tiefgarage mit 36 Stellplätzen kommen.
Die Wohnkompanie schreibt, das Projekt würde für einen "Globalinvestor" realisiert. Wer das ist, wollte man auf Anfrage nicht verraten.
Stilistisch dürften sich die neuen Häuser, schaut man auf die Visualisierungen, grob an dem orientieren, was bisher im Viola Park gebaut wurde: modern, schlicht ... Böse Zungen würden sagen: steril. Nichts zu sehen vom Violett der Austria. Oder des namensgebenden Parks.
Einen Steinwurf entfernt
Der Viola Park, das ist ein Stadtentwicklungsgebiet in Favoriten, nahe dem Verteilerkreis. 2017 entstand hier im Rahmen der Verlängerung der U1 die neue Station "Altes Landgut". Das wollte die Stadt Wien nutzen und schrieb 2012 einen städtebaulichen Wettbewerb aus, den das Architekturbüro Königlarch für sich entschieden hat.
In Phase eins, mittlerweile fertig und bezogen, entstanden vier Neubauten, darunter freifinanzierte und geförderte Wohnungen, ein Kindergarten und Besucherparkplätze für den Stadionbesuch. Denn die Generali-Arena ist im wahrsten Sinne des Wortes – vor allem an Derby-Tagen – nur einen Steinwurf entfernt. Die Bauten sind zwar nicht so hoch, dass man die Spiele der Violetten gratis anschauen kann. Die Atmosphäre an Heimspieltagen wird man aber sehr wohl mitbekommen. Mieterinnen und Mieter der neuen Viola Homes werden also buchstäblich die Austria im Nacken sitzen haben. Eingefleischte Rapidler wird man hier vermutlich weniger antreffen.
Phase zwei bis 2024
Die Phase zwei, deren Beginn die Viola Homes einläuten, soll weitere Bauten rund um das Stadion mit sich bringen. Die Neue Heimat baut daneben circa 90 Wohnungen, direkt an der Laaer-Berg-Straße. Dort, wo aktuell noch ein Parkplatz und ein Kleinspielfeld liegen, sollen noch einmal um die 600 Wohnungen, außerdem Nahversorgung, Gastronomie, ein Gymnasium und ein Seniorenheim entstehen. Alles soll bis 2024 stehen.
Die Viola Homes sollen bereits im Sommer 2023 fertig sein, was nach einem – pardon – "rapiden" Zeitplan klingt. Als Klimaschutzmaßnahmen sind eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und die Heizung per Fernwärme vorgesehen. Es darf zu hoffen sein, dass im Kraftwerk kein Rapid-Fan sitzt, der den Violetten die Heizung abdrehen kann. (Thorben Pollerhof, 23.05.2022)