Eine Anlage des finnischen Staatsunternehmens Gasum in Raikkola: Samstagmorgen stellt Gazprom seine Lieferungen nach Finnland ein.

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Vorige Woche hat Russland die Stromleitung nach Finnland gekappt, heute, Samstag, wird auch der Gashahn zugedreht. Das hat Gazprom Export den finnischen Importeur Gasum Oy wissen lassen. Vordergründig wird der Schritt mit der Weigerung von Gasum begründet, die Gasrechnung in Rubel statt in Euro zu begleichen. Auch dürfte der angestrebte Nato-Beitritt Finnlands eine Rolle spielen. Moskau hat mit Vergeltung gedroht.

Damit ist Finnland das dritte Land nach Polen und Bulgarien, dem Russland kein Gas mehr liefert. Finnland kann das verschmerzen. Die Gasimporte aus Russland sind seit 2018 rückläufig, durch Lieferungen von Flüssiggas (u. a. aus dem litauischen Klaipeda) und dem Anfang 2020 fertiggestellten sogenannten Baltic Connector kommt Gas abseits der russischen Route ins Land.

OMV in den nächsten Tagen zahlen

Spannend bleibt es auch in den kommenden Tagen. Noch im Mai muss auch OMV Geld für russisches Gas überweisen, gemäß Sanktionen nicht, wie von Putin verlangt, in Rubel, sondern so wie bisher in Euro.

Die Kunden aus dem Westen zahlen in Euro oder Dollar auf ein Konto bei der hauseigenen Bank des russischen Energiekonzerns Gazprom ein. Seit geraumer Zeit laufen im Hintergrund Verhandlungen der EU mit Moskau. Als Kompromiss gelten nun sogenannte K-Konten: Kunden wie OMV zahlen in Euro auf ein Konto bei der Gazprombank ein. Diese tauscht den Betrag in Rubel um und überweist ihn auf das eigentliche Geschäftskonto. Auf diese Weise kann die EU behaupten, sie habe in Euro oder Dollar gezahlt – und der Kreml kann sagen, die Zahlung sei in Rubel angekommen. Ob dies tatsächlich so ist, wird man spätestens übernächste Woche wissen.

Viel Wertschöpfung mit "grünem" Gas

Unter dem Eindruck der jüngsten Ereignisse weist die heimische Gasbranche einmal mehr auf das ungenutzte Potenzial bei Biomethan in Österreich hin. Bis zu 20 Prozent des Gases, das bisher aus westsibirischen Feldern über Pipelines nach Österreich kommt, könne durch "grünes" Gas aus heimischer Produktion ersetzt werden, sagte Christian Helmenstein, Chef des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung, am Freitag. Er hat gemeinsam mit Anna Kleissner von Econmove für den Fachverband Gas Wärme eine bereits vor vier Jahren gemachte Studie aktualisiert.

Fazit: Investitionen in Biogasanlagen machen sich in wenigen Jahren bezahlt, lassen viel Wertschöpfung in Österreich und schaffen zahlreiche Arbeitsplätze.

(Günther Strobl, 21.5.2022)