Derzeit böten die Affenpocken "keinen Grund zur Sorge", sagt Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).

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Die Affenpocken breiten sich immer weiter aus. Das ruft nun zusehends die Gesundheitsbehörden auf den Plan – auch in Österreich. Erst am Freitag hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer Ausbreitung der Viruserkrankung gewarnt und dazu aufgerufen, alle Kontakte von Infizierten nachzuverfolgen.

In Österreich bereitet man nun genau das vor: Das Contact-Tracing soll mit Anfang nächster Woche startklar sein, hieß es am Freitag aus dem Gesundheitsministerium. "Aktuell werden Falldefinitionen und -abgrenzungen erarbeitet, um im Rahmen einer Meldepflicht ein adäquates Fall- und Kontaktpersonenmanagement umsetzen zu können".

Ob dafür der Bund oder – wie bereits bei Corona – die Bundesländer zuständig sein werden, ist derzeit offen. Das Ministerium sei jedenfalls in "engem Austausch" mit den Bundesländern, diese seien informiert und eingebunden, sagt ein Sprecher auf STANDARD-Anfrage. Details werde man nächste Woche bekannt geben.

Info-Schreiben eingelangt

Im Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) bestätigt man den Erhalt eines Informationsschreibens aus dem Ministerium am Freitagabend. Man sei derzeit noch in der "Klärungsphase"" und könne daher noch keine Einzelheiten nennen, sagt ein Sprecher. "Wenn es zu Verdachtsfällen kommen sollte, wird sich die Gesundheitsbehörde (Magistratsabteilung 15, Anm.) diese genau anschauen und die Kontakte erheben. Wir sind da natürlich aufmerksam"

Die Nachverfolgung von Kontakten ist laut Epidemiegesetz grundsätzlich bei allen meldepflichtigen Krankheiten – dazu gehören etwa auch Masern, Keuchhusten und Tuberkulose – vorgesehen. Das bedeutet laut Ministerium nicht automatisch eine aufwendige Form des Contact-Tracings, wie es das Coronavirus erforderlich gemacht hat, aber jedenfalls "eine Form des Kontaktpersonenmanagements".

In Österreich ist dem Sprecher zufolge weiterhin kein Affenpocken-Fall bekannt. Es gebe derzeit keinen Anlass zur Sorge, betonte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) zuletzt.

Für Allgemeinheit gefährlich

In Großbritannien wurden bisher 20 Fälle von Affenpocken bestätigt. Auch in anderen Ländern wie Deutschland, Spanien, Frankreich, Australien, Portugal, Italien und den USA wurden Fälle festgestellt.

Die schwedische Regierung hat nach dem ersten bestätigten Fall Affenpocken als für die Allgemeinheit gefährlich eingestuft. "Die Einstufung ermöglicht es, Maßnahmen zum Infektionsschutz zu ergreifen, um die weitere Ausbreitung zu verhindern", wird Sozialministerin Lena Hallengren in einem Kurier-Bericht zitiert.

Impfung bietet Schutz

Affenpocken traten bisher hauptsächlich in West- und Zentralafrika auf und nur sehr selten andernorts, was die gegenwärtigen Ausbrüche ungewöhnlich macht. Seit Anfang Mai werden zunehmend Fälle in Europa festgestellt.

Dabei handelt es sich um eine seltene Viruserkrankung, die von Tieren – vermutlich vor allem von Nagetieren – über den Kontakt mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten auf Menschen übertragen werden. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten, aber bei engem Kontakt durch Tröpfcheninfektion, Wunden oder kontaminierte Gegenstände möglich.

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Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge, die meist im Gesicht beginnen und sich auf den Rest des Körpers ausbreiten. Die Krankheit verläuft in der Regel mild. In der Regel halten die Symptome zwei bis vier Wochen an und die Krankheit heilt von alleine aus.

Es gibt keine spezielle Behandlung, aber die Pockenimpfung hat sich auch gegen die Affenpocken zu 85 Prozent als wirksam erwiesen. Allerdings wird seit längerem nicht mehr gegen die Pocken geimpft, da die Krankheit seit über 40 Jahren ausgerottet ist.

Schwere Fälle treten eher bei Kindern und gesundheitlich angeschlagenen Menschen auf. Die Sterblichkeitsrate bei registrierten Infektionsfällen schwankt je nach Virusstamm zwischen null und zehn Prozent. (rach, APA, 21.5.2022)