Der Taiga-Postbote Andrian Chromow macht sich jeden Monat am Zehnten auf den 150 Kilometer langen, gefährlichen Weg durch die Sümpfe der sibirischen Taiga.

Foto: Ilya Zwerev

Die einwöchige Reise gleicht jedes Mal einem Abenteuer. Am zehnten Tag im Monat macht sich der 53-jährige Postbote Andrian Chromow vom 7000 Einwohner zählenden Städtchen Katchug aus auf den Weg, um in die kleinen Dörfer in der sibirischen Taiga aufzubrechen. Die 150 Kilometer lange Strecke ist gefährlich und führt durch eine Landschaft, die nur als unwirtlich bezeichnet werden kann. Waldbrände haben die schmalen Wege zerstört und das Terrain versumpfen lassen. Dazu kommen noch Wölfe und Bären, die sich über Besuch freuen. Während Chromow im Winter sein Auto benützt, weil die Sümpfe zugefroren sind, heißt es ab Mai: Rauf aufs Pferd, ab in die Dörfer.

Und das ist nicht so einfach, denn es kann schon vorkommen, dass sich ein Pferd nicht einfangen lässt und er sich ein anderes ausborgen muss. Um Geld für das Futter zu sparen, streift sein Gaul als Wildpferd durch die Gegend. Und findet Gefallen daran. In der Reportage Post für die Taiga zeigte Arte am Sonntag um 19.30 Uhr, was es heißt, in einer Gegend zu leben, die von der Außenwelt abgeschnitten ist und wo Strom nur über Generatoren verfügbar ist.

Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner sind Überbleibsel von Kolchosen, die hierher umgesiedelt, aber nach dem Ende der Sowjetunion aufgelöst wurden. Chromow, der Postbote, ist für viele das einzige Bindeglied zur Zivilisation. Er bringt den Bewohnern neben der Post noch lebensnotwendige Medikamente, Batterien oder Zigaretten. Und er zahlt ihnen die Pension aus. "Die Leute freuen sich", sagt er. Das ist neben dem Geld auch der Antrieb, um den schwierigen Job zu meistern. Ein beeindruckender Ritt in eine fremde Welt. (Oliver Mark, 22.5.2022)