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Alexander Van der Bellen will noch einmal zur Bundespräsidentenwahl antreten.

Foto: Reuters / Leutner

Hudeln ist seine Art nicht. Und so ließ Alexander Van der Bellen die Bevölkerung auch geraume Zeit warten, bis er seine Wiederkandidatur offiziell bestätigte. Doch jetzt war es so weit. Alexander Van der Bellen geht in die zweite Runde, wie er Österreich am Sonntagnachmittag über alle verfügbaren Kanäle wissen ließ. Der 78-Jährige stellt sich ein zweites Mal für das Amt des Bundespräsidenten zur Verfügung.

Vielleicht hat der Präsident einfach ein Faible für Jahrestage: Am Sonntag war es genau sechs Jahre her, dass er die erste Stichwahl gegen seinen Konkurrenten Norbert Hofer gewonnen hat.

Unruhige Zeiten

"Die vergangenen Jahre waren sehr herausfordernd für uns alle. Die Corona-Pandemie, der russische Angriffskrieg in der Ukraine, die damit verbundene schwierige Situation für unsere Wirtschaft, die Klimakrise – unser Land, ganz Europa erlebt unruhige Zeiten. Daher möchte ich meine Erfahrung weiterhin in den Dienst für unser Land stellen und nach bestem Wissen und Gewissen dazu beitragen, dass Österreich in eine gute Zukunft geht", heißt es in seiner Erklärung.

In dem Video warnt Van der Bellen auch vor "Nationalisten", die nach der Macht greifen – und ist dabei beim Besuch des Denkmals für die ermordeten Juden und Jüdinnen Europas in Berlin zu sehen.

Angesichts der vielen Ermittlungen zu Korruption in Österreichs Politik, ist es wohl kein Zufall, dass Van der Bellen in seiner Erklärung am Sonntag auch betonte, dass er "keinerlei Ressourcen der Präsidentschaftskanzlei zu Wahlwerbungszwecken" nutzen werde und auf einen "Wahlkampf im Herbst kurz, fair, transparent und vor allem sparsam" hoffe.

Eine erste Umsetzung dieser Ankündigung gab es auf Social Media: Zum Account des Bundespräsidenten kam ein zweiter namens "Der Kandidat" hinzu. Über diesen ging auch zeitgleich mit der Erklärung auf Facebook und Twitter ein Video online.

Sichere Bank

Seine Wiederwahl ist aus heutiger Sicht jedenfalls eine sichere Bank. Laut einer aktuellen OGM-Umfrage, die der "Kurier" am Sonntag veröffentlichte, sagen 63 Prozent der Befragten, dass sie Alexander Van der Bellen für eine zweite Amtszeit wählen würden. Ein Wert, der sich während des Wahlkampfs vermutlich steigern ließe. Die erfolgreichsten Wiederwahlen konnten bisher Rudolf Kirchschläger mit 79,87 Prozent und Heinz Fischer mit 79,33 Prozent für sich verbuchen.

ORF

Zuletzt hatte ein relativ professionell geschnittenes Tiktok-Video mit Bildern Van der Bellens und dem Song "Should I Stay or Should I Go" von The Clash für Spekulationen gesorgt, dass der Bundespräsident nun endlich seine Kandidatur bekannt geben würde – DER STANDARD berichtete. Gewählt werden soll diesen Spätherbst, vermutlich im November, spätestens aber im Dezember.

Unterstützung von SPÖ, Neos und Grünen

ÖVP und SPÖ haben bereits mehrfach wissen lassen, dass sie im Fall der Wiederkandidatur Van der Bellens diesmal nicht dabei sind. Die ÖVP will sich mit einer Stellungnahme noch Zeit lassen, SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner bekräftigte am Sonntag bereits, den Amtsinhaber zu unterstützen.

Die Neos werden Van der Bellen – wie schon beim zweiten Wahlgang vor sechs Jahren – bei der neuerlichen Kandidatur ebenfalls unterstützen, wie Generalsekretär Douglas Hoyos erläuterte. "In den kommenden sechs Jahren wird es auch an Van der Bellen als Staatsoberhaupt liegen, in Österreich den Rechtsstaat zu stärken und die Korruption im politischen System endlich zu beenden. Wir erwarten uns in ihm eine laute Stimme für Transparenz und saubere Politik und werden dafür immer ein starker Partner sein", versprach der Neos-Politiker in einer Stellungnahme.

Die FPÖ hingegen wird selbst eine Gegenkandidatin oder einen Gegenkandidaten präsentieren, wie man einmal mehr klarstellte. "Mit Alexander Van der Bellen tritt der Kandidat des gescheiterten Systems erneut zur Bundespräsidentenwahl an", begründete Bundesparteichef Herbert Kickl den Schritt. Van der Bellen stehe etwa für die "Spaltung der Gesellschaft" durch eine völlig evidenzbefreite und bösartige Corona-Politik. Auch sei er für eine "Aufweichung" der Neutralität verantwortlich. Wer FPÖ-Kandidat wird, wurde noch nicht verraten.

Grünen-Chef Werner Kogler äußerte sich via Twitter hingegen sichtlich sehr erfreut. "Eine gute Nachricht für Österreich", kommentierte er das Wiederantreten des einstigen Grünen-Politikers. (Colette M. Schmidt, APA, 22.5.2022)