Gewinner.

Foto: IMAGO/F1 Grand Prix of Spain

Max Verstappen schwitzte in der flirrenden Hitze von Spanien, verfluchte lautstark seinen erneut zickigen Red Bull – und stieg am Ende doch als WM-Spitzenreiter aus dem Auto, erstmals in diesem Jahr. Ein Drama um Ferrari-Star Charles Leclerc bescherte dem Weltmeister seinen dritten Sieg in Folge, trotz erheblicher Technik-Probleme bei Red Bull eroberte Verstappen damit die Führung im Gesamtklassement.

"Das Rennen hatte einen schwierigen Anfang, aber ein gutes Ende", fasste Verstappen sein Rennen zusammen: "Die Geschichte mit dem DRS hat gestört, aber am Ende haben wir es durchgezogen und mit unserer Strategie gewonnen."

Leclerc im Pech

Leclerc wurde beim Großen Preis in Barcelona ohne eigenes Verschulden um seinen ersten Sieg seit sechs Wochen gebracht, mit Antriebsproblemen musste er als klar Führender aufgeben. Für den Monegassen war es in einer bislang hervorragenden Saison der erste Ausfall.

"Es kam wie aus dem Nichts", sagte er bei Sky: "Ich habe vorher überhaupt nichts am Auto gespürt. Ich glaube nicht, dass es ein Hitzeproblem war."

Endstation für Leclerc.
Foto: IMAGO/ANP/F1 Grand Prix of Spain

Ganz oben

Sechs Punkte Vorsprung hat Verstappen nun, der in diesem Jahr bereits zweimal wegen streikender Technik leer ausgegangen war. Erstmals seit dem Saisonfinale 2021 steht der Weltmeister ganz oben in der Fahrerwertung.

Hinter Verstappen sorgte Sergio Perez für einen Red-Bull-Doppelsieg, George Russell bestätigte als Dritter den Aufschwung bei Mercedes. Rekordweltmeister Lewis Hamilton wurde Fünfter.

Wie in jedem Jahr hatte es in Barcelona eine große Update-Welle gegeben, fast jedes Team brachte neue Teile an die Autos – zumindest ganz vorne änderte sich dadurch aber wenig. Leclerc raste am Samstag im Qualifying souverän und nervenstark zu seiner bereits vierten Pole-Position im sechsten Saisonrennen, und mal wieder stand der Weltmeister direkt neben ihm: Verstappen holte Rang zwei, es war mal wieder alles angerichtet.

Hitze

Und auch die Wetterbedingungen sollten ein Faktor werden. Es war drückend heiß am Renntag, 37 Grad Lufttemperatur, der Asphalt heizte sich auf fast 50 Grad auf. Dazu wehte recht starker Wind, der nur für die Fans in der Hitze angenehm war.

Am Start hielt Leclerc die Führung vor Verstappen, dahinter wurde es chaotisch. Mick Schumacher kam von Rang zehn sehr gut weg, machte Positionen gut und profitierte zudem von einem Crash seines Teamkollegen: Kevin Magnussen rammte Hamilton und fiel ans Ende des Feldes, der Rekordweltmeister musste für neue Reifen an die Box und fand sich ebenfalls ganz hinten wieder.

An der Spitze blieb Verstappen nah dran an Leclerc, doch dann begann eine Phase voller Unheil für den Niederländer. Zunächst schubste ihn der heftige Wind in Kurve vier ins Kiesbett, an derselben Stelle war dies zuvor schon Ferrari-Pilot Carlos Sainz passiert.

Nicht vorbei

Verstappen fiel zurück, lag nun hinter Russell, als sich das nächste Problem auftat: Wie schon in der entscheidenden Phase des Qualifyings konnte Verstappen die Überholhilfe DRS nicht verlässlich nutzen. Mal öffnete sich der Klappflügel auf der Geraden nur kurz, mal öffnete er gar nicht – und der Weltmeister kam einfach nicht vorbei am Mercedes.

"Wir können nicht mal das scheiß DRS zum Laufen bringen, unglaublich!", fluchte Verstappen im Funk. Er biss sich weiter die Zähne aus und holte sich frische Reifen an der Box. Ganz vorne war Leclerc in dieser Phase schnellster Mann im Feld, schien ungefährdet dem Sieg entgegenzufahren, da streikte auch beim Monegassen die Technik.

Bild nicht mehr verfügbar.

Russell fuhr aufs Podium.
Foto: REUTERS/Albert Gea

Ganz plötzlich verlor Leclerc an Geschwindigkeit und stellte das Auto in die Garage. Und für Verstappen war mit frischen Reifen alles einfacher, ebenso wie Perez spielte er nun seinen Geschwindigkeitsvorteil gegen Russell aus und fuhr an ihm vorbei.

RB-Stallorder

Nach einem weiteren Wechsel auf Medium-Walzen kam Verstappen knapp hinter Perez zurück auf die Strecke. Der Mexikaner erhielt über Funk die Aufforderung, sich nicht gegen seinen Teamkollegen zu wehren. In der 49. Runde wurde die Stallorder vollzogen, Verstappen ging in Führung. Perez holte sich daraufhin für die Hetzjagd auf die schnellste Runde noch einmal frische Soft-Reifen, da sein zweiter Platz nicht mehr in Gefahr war.

Perez, der Verstappen widerwillig vorbeigelassen hatte, wollte über seine Rolle im Nachgang allerdings noch mit der Führungsriege diskutieren. RB-Motorsportberater Helmut Marko erklärte: "Die zwei waren auf unterschiedlichen Strategien. Also es war klar, dass der 'Checo' mit seinem Reifensatz nicht zu Ende hätte fahren können. Und damit war ganz klar, dass der Max der Schnellere war. Wir haben ihm gesagt, es macht keinen Sinn." Dass der Mexikaner in der Situation etwas angefressen war, konnte der Ex-Rennfahrer aber verstehen: "Er hat den Sieg vor Augen gesehen." (sid, APA, red, 22.5.2022)

Endstand des Formel-1-Grand-Prix von Spanien
Rennlänge: 66 Runden zu je 4,675 km = 308,424 km

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 1:37:20,475 (Schnitt: 190,778 km/h)
2. Sergio Perez (MEX) Red Bull +13,072
3. George Russell (GBR) Mercedes +32,927
4. Carlos Sainz (ESP) Ferrari +45,208
5. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +54,534
6. Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo +59,976
7. Esteban Ocon (FRA) Alpine +1:15,397
8. Lando Norris (GBR) McLaren +1:23,235
9. Fernando Alonso (ESP) Alpine +1 Runde
10. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri +1 Runde
11. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin +1 Runde
12. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren +1 Runde
13. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri +1 Runde
14. Mick Schumacher (GER) Haas +1 Runde
15. Lance Stroll (CAN) Aston Martin +1 Runde
16. Nicholas Latifi (CAN) Williams +2 Runden
17. Kevin Magnussen (DEN) Haas +2 Runden
18. Alexander Albon (THA) Williams +2 Runden

Ausgeschieden: Charles Leclerc (MON) Ferrari, Guanyu Zhou (CHN) Alfa Romeo

Schnellste Runde: Sergio Perez (MEX) Red Bull in der 55. Runde in 1:24,108 (Schnitt: 200,100 km/h)

WM-Stand (nach 6 von 22 Rennen):

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 110
2. Charles Leclerc (MON) Ferrari 104
3. Sergio Perez (MEX) Red Bull 85
4. George Russell (GBR) Mercedes 74
5. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 65
6. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 46
7. Lando Norris (GBR) McLaren 39
8. Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo 38
9. Esteban Ocon (FRA) Alpine 30
10. Kevin Magnussen (DEN) Haas 15
11. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren 11
12. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri 11
13. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri 6
14. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin 4
15. Fernando Alonso (ESP) Alpine 4
16. Alexander Albon (THA) Williams 3
17. Lance Stroll (CAN) Aston Martin 2
18. Guanyu Zhou (CHN) Alfa Romeo 1

Stand Konstrukteurs-WM (nach 6 von 22 Rennen):

1. Red Bull 195
2. Ferrari 169
3. Mercedes 120
4. McLaren 50
5. Alfa Romeo 39
6. Alpine 34
7. AlphaTauri 17
8. Haas 15
9. Aston Martin 6
10. Williams 3

Nächstes Rennen: Grand Prix von Monaco am 29. Mai