Ilse Dippmann (links) erhielt als Gründerin des Frauenlaufs im Vorjahr den Wiener Frauenpreis.

Foto: APA/DIENER/Eva Manhart

Läuferin. Gründerin. Motivatorin. Unternehmerin. Trainerin. Initiatorin. Lehrerin. Feministin. Netzwerke-rin. So steht Ilse Dippmann heute da, so ist sie auf der Homepage des Österreichischen Frauenlaufs ausgeschildert, den sie erfunden hat.

Turnstundenhasserin, Nichtsportlerin, Raucherin, Partygirl. So kam die 1957 in St. Corona am Schöpfl geborene Ilse als Teenager und auch noch als Twen daher. Zunächst schaffte sie es, das Rauchen aufzugeben. Dass es damit nicht getan war, ist dem einen oder anderen Zufall, aber auch Ehrgeiz und einem Gerechtigkeitssinn geschuldet, der seinesgleichen sucht. Zufall war, dass sie ihren damaligen Freund 1986 beim Wien-Marathon betreute, dabei die Stimmung genoss und so auf "die verrückte Idee" kam, es selbst zu versuchen. Typisch Dippmann, dass sie ihre Idee schon wenig später beim Marathon in New York in die Tat umsetzte.

Im Central Park fiel ihr auf, wie viele Frauen am Laufen waren, und es fiel ihr ein Flyer in die Hände, der einen Frauenlauf bewarb. "Das müsste es in Österreich halt auch geben", dachte sie sich. Die nächste verrückte Idee – und wieder hat es nicht lange gedauert. Im Schlosspark Laxenburg organisierte Dippmann 1988 den ersten Österreichischen Frauenlauf, mit 440 Teilnehmerinnen. Auch damit war es nicht getan. Bei der 30. Auflage waren 2017 mehr als 30.000 im Wiener Prater unterwegs. Am Sonntag waren 18.000 am Start, immerhin 90 Nationen und fast alle Altersgruppen waren in drei Bewerben (5 km, 10 km sowie 5-km-Nordic-Walking) vertreten.

Bild vom Frauenlauf 2021.
Foto: APA/DIENER / Eva Manhart

In den Prater war der Event, für Laxenburg zu groß, Ende der 90er übersiedelt. Seit der Zeit wird Dippmann, die ihren Job als Lehrerin aufgab, beim Führen der Geschäfte von ihrem Lebensgefährten Andreas Schnabl unterstützt. Mit dem Unternehmen Frauenlauf hat ein zehnköpfiges Team das ganze Jahr lang zu tun. 140 Coaches, die landesweit an 50 Standorten wöchentliche Trainings leiten, kommen noch dazu.

Dippmann, die selbst mehr als dreißig Marathons in den Beinen hat, stellte Firmen wie DM oder Asics auf, die dem Lauf als Titelsponsor dienten und dienen. Sie hält Vorträge, veranstaltet Seminare, redet vor Führungskräften und geht in Schulklassen, um Mädchen zum Laufen zu motivieren. "Anerkennung und Sichtbarkeit von Frauen in Gesellschaft und Sport", das ist ihr ein Hauptanliegen. Ilse Dippmann hat viel dazu beigetragen und wurde deshalb im Vorjahr mit dem Wiener Frauenpreis geehrt. (Fritz Neumann, 22.5.2022)