Die Fußball-Bundesliga ist Geschichte, der Urlaub steht an. Rapid muss freilich noch zwei Playoff-Partien bestreiten. Eine Bilanz, die auf Unvollständigkeit ausdrücklich Wert legt.

Normalität

Natürlich ist Red Bull Salzburg wieder Meister geworden, zum neunten Mal infolge. Das stand vor Saisonstart fest. Hinzu kamen der Cupsieg und das Achtelfinale in der Champions League, also Respekt. Die Dominanz in der Liga war deutlicher als befürchtet. Diesmal wird der Aderlass ziemlich groß sein. Schützenkönig Karim Adeyemi wurde um rund 35 Millionen Euro an Dortmund verkauft, Jerome Onguene ist auch schon fix weg. Maximilian Wöber wird mit Wolfsburg in Verbindung gebracht, Brenden Aaronson, Rasmus Kristensen und Mo Camara haben sich in die Auslage gespielt. Österreich kann nur in Ausnahmefällen die Endstation von Fußballkarrieren sein. Trainer Matthias Jaissle bleibt.

Sportchef Christoph Freund garantiert "allen Fans von Salzburg, dass wir nächstes Jahr eine richtig starke Mannschaft haben". Das ist anzunehmen, der Mann hält Wort, für die Konkurrenten bleiben die Ränge zwei bis zwölf. Vorschlag an die Bundesliga: Nach dem Grunddurchgang lediglich Salzburgs Punkte halbieren. Dieser Antrag wird keine Mehrheit erhalten. Christian Ilzer, der Trainer von Vizemeister Sturm Graz, sagt trotzdem: "Wie wollen den Abstand zumindest verringern."


Foto: APA/KRUGFOTO

Sensation

Die Wiener Austria hat verblüfft, das finale 4:2 gegen Sturm war der letzte Stein in ein wunderbares Mosaik. Platz drei garantiert die Teilnahme an einer europäischen Gruppenphase und Einnahmen zwischen drei und zehn Millionen Euro. Damit kann der Schuldenberg etwas abgebaut werden. Trainer Manfred Schmid hat gezaubert, nach sieben Runden war die Austria Letzter. "Dass es so läuft, ist Wahnsinn. Es ist überragend, was da im Klub entstanden ist. Ich bin mächtig stolz auf die Truppe. Es wird aber nicht einfacher."


Foto: APA/EXPA/THOMAS HAUMER

Enttäuschung

Rapid ist deutlich hinter den Erwartungen geblieben, Platz fünf ist fast schon peinlich. Die Hütteldorfer haben in den letzten sechs Runden nicht gewonnen, das 1:2 gegen den WAC war insofern haarsträubend, als man in Wolfsberg durchaus dominant aufgetreten ist. Trainer Ferdinand Feldhofer: "Wir müssen uns an der Nase nehmen. Eigentlich unglaublich, wie man das Spiel nicht gewinnen kann." Rapid konnte es. Sportgeschäftsführer Zoran Barisic, der den Umbruch eingeleitet hat (zu früh oder zu spät?), sagte: "Ich habe keine Erklärung dafür. Der Stachel sitzt tief."

Es gibt Hinweise, die den Antilauf halbwegs begründen. Verletzungspech, die Topscorer Ercan Kara und Taxi Fountas wurden während der Saison abgegeben, sie wären im Sommer ablösefrei gewesen. Die Jungen waren eindeutig überfordert (Yusuf Demir!), detto die Routiniers. Lichtblick Marco Grüll (er ist jung und routiniert) sagte: "Anscheinend ist die Qualität nicht hoch genug. Wenn das einmal passiert, okay, aber wenn wir es zehnmal verbocken, dann stimmt was nicht."

Rapid hat nur zehn Partien gewonnen, es gab je elf Remis und Niederlagen. Es bleiben noch zwei Playoffs, um sich für die Qualifikation zur Conference League zu qualifizieren. Die reißt einen nicht vom Hocker, ist aber besser als nichts.


Foto: APA/EXPA/FLORIAN SCHROETTER

Absteiger

Nach elf Jahren hat es die Admira erwischt. Andreas Herzog ist in seinem ersten Jahr als Cheftrainer gescheitert. Ob er bleibt, ist offen. Die Südstädter sind bis zur letzten Runde nie Schlusslicht gewesen. Ohne Punkteteilung hätten sie zwei Zähler mehr als Altach gehabt. Ausgerechnet Ludovic Magnin, der Trainer der Vorarlberger, hatte vor Monaten gesagt: "Diese Punkteteilung ist ungerecht, ich verstehe sie nicht." Auch Schweizer müssen nicht alles verstehen. Generell ist die Halbierung vor allem in der Qualigruppe ein Problem, die Klubs haben keine Planungssicherheit. Aufgestiegen ist Austria Lustenau. Niederösterreich und das Burgenland sind die weißen Flecken.

Die Admira hofft auf eine baldige Bundesliga-Rückkehr, will sich aber keinen Druck auferlegen. Das erklärte der Absteiger am Sonntag.

Foto: APA/EXPA/REINHARD EISENBAUER

Abschied

Prägende Fußballer beenden ihre Karrieren. Bei der Austria wechseln Alexander Grünwald und Markus Suttner ins Management. Zlatko Junuzovic muss Salzburg verlassen, er will aber prinzipiell weiterkicken. Selbiges gilt für Michal Liendl, der dem WAC jahrelang den Stempel aufgedrückt hat. (Christian Hackl, 22.5.2022)

Foto: APA/KRUGFOTO