Dominic Thiem in Aktion: Er ist noch nicht der Alte.

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Paris – Beide erlitten in der ersten French-Open-Runde Drei-Satz-Niederlagen, und doch war das Bild, das sie am Sonntag danach im Mediengespräch vermittelten, sehr unterschiedlich. Sowohl Dominic Thiem als auch Sebastian Ofner sind nach langen Verletzungspausen 2022 auf die Tour zurückgekehrt. Während Thiem nach der siebenten Niederlage weiter geduldig bleiben muss, ist Ofner gegen einen übermächtigen Gegner ausgeschieden und blickt mit klareren Zielen in den Rest der Saison.

Thiem hat keine Schmerzen mehr, findet sein Spiel aber nicht. Ofner spielt den Rest der Saison unter Schmerzmitteln, muss sich noch einer kleineren Prozedur unterziehen und zeigte gegen Alexander Zverev durchaus schon wieder das Tennis von früher. Freilich auf anderem Niveau als der ehemalige Weltranglisten-Dritte Thiem, der weit höhere Ansprüche an sich stellen muss. Beide kehren nach Paris vorerst auf Challenger-Niveau zurück.

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Auf dem Platz war die Körpersprache der beiden Österreicher sehr unterschiedlich. Ofner pushte sich immer wieder, während Thiem im Vergleich eher lethargisch bzw. verkrampfter agierte. Thiem analysierte später seine Dreisatz-Niederlage gegen Hugo Dellien (BOL) abgeklärt, aber doch unter gewisser Anspannung. Ofner wirkte weit freudiger.

"Ich glaube einfach, dass mir die sieben Monate doch auch geholfen haben. Mir ist bewusster geworden, dass man es mehr genießen muss, auf dem Platz zu stehen, und Spaß haben. Ich glaube, dass da im Kopf sehr viel weitergegangen ist. Ich gehe jetzt ganz anders an die Sache heran", so Ofner.

Thiem hatte Stunden zuvor nach den Ursachen gesucht und gleichzeitig von sich selbst weitere Geduld eingefordert. "Natürlich ist da nicht genug Power in den Schlägen, und es ist nicht nur die Vorhand. Ich habe eine viel zu geringe Prozentzahl beim ersten Aufschlag. Der erste Aufschlag tut dem Gegner nicht weh, die Rückhand ist okay, aber noch nicht lang genug und nicht schnell genug. Und manchmal treffe ich während einer Rallye wirklich dumme Entscheidungen", sparte Thiem nicht an Selbstkritik.

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Ofner attestiert Thiem aus den jüngsten Trainingserfahrungen einen "deutlich besseren Eindruck. "Ich glaube, dass er jetzt wieder einmal Siege braucht." Die hat Ofner selbst für sich überraschend auf Challenger-Niveau weit früher bekommen. Nach seiner operierten Fersenverletzung und einem Pfeiffer'schen-Drüsenfieber-Schub im Jänner hatte er sich nicht träumen lassen, dass es ihm recht schnell wieder gut läuft. "Ich war selber überrascht, dass ich beim zweiten Turnier nach acht Monaten Viertel spiele und das Turnier darauf einen Sieg hole, es waren doch zwei stark besetzte Turniere."

Thiem will weder an seinem Umfeld ("das wäre unfair") etwas ändern noch an seinem Spielstil. "Ich werde den Weg weitergehen, mit hundertprozentiger Intensität zu spielen, der mich erfolgreich gemacht hat. Wenn ich am Ende des Jahres da stehe, und ich sehe keine Entwicklung, dann muss ich mir was überlegen, aber jetzt sind gerade zwei Monate seit Marbella vergangen."

Für Thiem geht es in Perugia (6.6.) und Parma (13.6./beide ITA) jeweils auf Challenger-Niveau weiter, ehe er in Wimbledon antritt. Ofner spielt italienische Liga, dann in der kommenden Woche voraussichtlich bei einem Challenger in Frankreich, danach einen weiteren und dann Wimbledon-Qualifikation. Dort werden sich die Wege der beiden Österreicher also wieder auf der Tour kreuzen. (APA, 23.5.2022)

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