Die Hölle ist hier der oder die andere: Amber Heard (ganz links) und Johnny Depp (ganz rechts).

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Amber Heard.

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"Die Hölle sind die anderen", heißt es in Jean-Paul Sartres Stück Geschlossene Gesellschaft. Im Falle der einst miteinander verheirateten Hollywoodstars Amber Heard und Johnny Depp kann man das Zitat wohl im Singular anwenden. Denn die Hölle ist hier der oder die andere.

Für alle, an denen der seit Wochen auf Youtube live übertragene Prozess bisher vorüberging, kurz zur Erklärung: Der Schauspieler Depp hat seine Ex, die Schauspielerin Heard, wegen Verleumdung geklagt, weil sie öffentlich behauptet, er habe sie brutal misshandelt. Er behauptet unter anderem, sie habe ihm die Fingerkuppe mit einer Flasche abgetrennt und in sein Bett defäkiert.

Ja, so genau wollte man das alles gar nie wissen. Oder doch? Es ist wie ein Autounfall, bei dem man nicht wegsehen kann. Denn während draußen die öffentliche Meinung längst die Frau als falsche Hexe und den Mann als armes Opfer identifiziert haben will, stellt sich die Lage im Gerichtssaal von Richterin Penney Azcarate, die als Einzige im Saal ziemlich normal und mitunter einfach nur baff wirkt, etwas komplexer dar.

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Die Einblicke, welche die Zeugen, Heard und Depp, in ihre Welt geben, sind bizarr. Man hat zwar so viele Villen und Penthouses wie andere Weingläser, aber um all das oder einfach die Beziehung zu ertragen, sediert man sich permanent mit Alkohol und Drogen. Nein, es braucht kein Mitleid. Aber auch keinen Neid. Singles mit Geldsorgen, die nachts nicht schlafen können, sei gesagt: Wenn ihr euch allein schlaflos in euren Ikea-Kissen windet, verhandeln sie drüben in Fairfax, Virginia, dank sechs Stunden Zeitverschiebung immer noch. 20 Minuten davon, und ihr schlaft erleichtert ein. (Colette M. Schmidt, 23.5.2022)