Elon Musk würde Twitter gerne billiger bekommen.

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Nachdem es Elon Musk überraschend gelungen war, den Twitter-Vorstand von seinen Übernahmeplänen für die Plattform zu überzeugen, dachten einige Beobachter, dass der Weg zum Eigentümerwechsel kaum mehr als eine Formsache sei. Immerhin fehlte nur noch die Zustimmung der Shareholder zu einem recht üppigen Kaufangebot.

Seitdem ist es aber Musk selbst, der den Abschluss der Übernahme zunehmend unwahrscheinlicher wirken lässt. Nachdem Twitter vor einigen Wochen meldete, dass weniger als fünf Prozent der Konten des Netzwerks von Bots gesteuert würden, legte der umstrittene Tech-Milliardär den Deal von seiner Seite aus vorerst auf Eis und stellte eine Neuverhandlung des Kaufpreises in den Raum.

Drama in mehreren Akten

Er hatte sich im Vorfeld seiner Angebotslegung selbst nicht bei Twitter über die Lage bezüglich Bots und Fake-Accounts erkundigt, zweifelt die offiziellen Angaben aber an. Er selbst schätzt den Anteil auf mindestens 20 Prozent. Die von ihm angewandte Methode zur Berechnung sorgte allerdings bei Statistikern für Kopfschütteln. Auch Twitter-CEO Parag Agrawal erklärte ihm, warum 100 Nutzer keine geeignet große Stichprobe sind, und erhielt als Antwort ein Kothaufen-Emoji.

Nun eröffnet Musk den nächsten Akt des Dramas, während dessen zeitlichen Verlaufs die Aktie von Tesla rund 40 Prozent und jene von Twitter über 20 Prozent eingebüßt hat. Auf Twitter reagierte er auf ein Posting des rechten Influencers Ian Miles Cheong. Dieser schlug eine Reduktion des Twitter-Preises proportional zum Bot-Aufkommen vor. "Wenn 25 Prozent der Twitter-Nutzer Bots sind, dann sollte auch der Deal 25 Prozent weniger kosten", so Cheong. Musks antwortete bestätigend: "Absolut."

Gefragt, ob Twitter ihm schon weitere Informationen bezüglich ihrer eigenen Berechnung zukommen haben lasse, verneinte Musk. Das Unternehmen würde sich weigern, ihm dies zu erklären, was er "sehr verdächtig" fände.

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Was liegt, das pickt (meistens)

Ein um ein Viertel geminderter Kaufpreis läge bei 33 Milliarden Dollar und damit recht nahe am Marktwert von Twitter gemäß des Aktienkurses zum Börsenschluss am vergangenen Freitag. Schon auf Musks "Aussetzung" hatte man bei Twitter allerdings damit reagiert, auf einer Einhaltung der Vereinbarungen zu bestehen, wenn die Aktionäre das Angebot annehmen. Dementsprechend erscheint es unwahrscheinlich, dass der Vorstand bereit ist, über eine Reduktion des Kaufpreises zu verhandeln.

Letztlich zählen freilich die im vereinbarten Angebot definierten Verpflichtungen und Bedingungen, denen sich Musk ohne Entgegenkommen durch Twitter nicht entziehen kann. Eine davon sieht eine Strafzahlung von einer Milliarde Dollar vor, sollte der Deal durch Musk platzen oder er an der Finanzierung der Kaufsumme scheitern. Das gilt auch, wenn die Finanzierung nicht bis zum Nachmittag des 24. Oktober gelingt – wobei hier eine Fristverlängerung möglich ist, wenn zusätzliche behördliche Auflagen oder Untersuchungen einen Abschluss bis dahin verhindern. (gpi, 23.5.22)