Anthony Albanese eroberte für Australiens Labor Party das Premiersamt zurück.

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Dass "Albo" am Montag nur zwei Tage nach der Wahl als neuer Premier Australiens angelobt wurde, liegt nicht an der Ungeduld des Wahlsiegers. Obwohl noch nicht alle Stimmen ausgezählt sind, soll Anthony Albanese sein Land bereits am Dienstag beim "Quad"-Gipfel mit Japan, den USA und Indien in Tokio vertreten.

Geduld hat Albanese durchaus bewiesen: Dem 1963 Geborenen war die Karriere nicht in die Wiege gelegt. Aus einfachen Verhältnissen stammend, arbeitete er sich durch diverse Ämter nach oben. Vor dem Einstieg in die Politik war er kurzzeitig in einer Bank tätig, doch schon während seines Wirtschaftsstudiums wurde er für die Labor Party aktiv.

Zuständig für Infrastruktur und Verkehr

1996 zog er erstmals ins Parlament ein. Kevin Rudd holte ihn 2007 in seine Regierung, Albanese erhielt unter anderem die Agenden Infrastruktur und Verkehr. 2013 wurde er Rudds Vize sowohl in der Regierung als auch in der Partei – bis zu dessen Rücktritt nach dem Labor-Wahldebakel noch im selben Jahr.

Nach der Wahl 2019 – der dritten Labor-Niederlage innert sechs Jahren – trat Bill Shorten als Parteichef zurück, "Albo" erbte das Amt des Parteichefs. Knapp drei Jahre später hat Albanese nun den Posten des Regierungschefs für die Arbeiterpartei zurückerobert.

Albanese ist der erste Australier italienischer Abstammung, der in Down Under das Amt des Regierungschefs erreicht. Albaneses Mutter Maryanne Ellery war irischer Abstammung, sein apulischer Vater Carlo Albanese arbeitete als Steward auf einem Passagierlinienschiff und lernte dabei Maryanne kennen. Albanese wuchs ohne seinen Vater auf – ihm wurde gesagt, dieser sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Erst 2009 fand er heraus, dass der Vater lebte und er zwei Halbgeschwister hat.

Staatsbürgerschaftsdebatte

2017 wurde dieser Umstand während einer parlamentarischen Krise relevant: Zahlreiche Politiker mussten wegen Doppelstaatsbürgerschaften zurücktreten oder wurden für unwählbar erklärt. Im Fall Albaneses wurde festgestellt, dass er theoretisch gemäß dem ius sanguinis auch die italienische Staatsbürgerschaft hätte. Da aber auf der Geburtsurkunde kein Vater eingetragen ist, erfüllt Albanese die Anforderungen der Verfassung für das passive Wahlrecht.

Der Katholik Albanese ist geschieden und hat einen Sohn. Seine Lebensgefährtin Jodie Haydon arbeitet als Finanzplanerin und teilt seine Leidenschaft für den Rugby-Klub South Sydney Rabbitohs. (Michael Vosatka, 23.5.2022)