Didi Sattmanns Foto zeigt Jugendliche, die verbotenerweise im See der Seestadt Aspern baden

Foto: Didi Sattmann

Die ersten Bilder stammen aus den 1860er-Jahren, also einer Zeit, in der ein Foto zu schießen einen veritablen Aufwand bedeutete. Die Apparaturen waren riesig und schwer, die Belichtung dauerte eine kleine Ewigkeit. Unter Straßenfotografie versteht man gemeinhin das Gegenteil: aus der Hüfte gemachte Bilder, schnell und spontan, die das Alltagsleben dokumentieren. Mit dem Aufkommen der Kompaktkameras ab den 1930er-Jahren begann ihre Blütezeit.

Für die beiden Kuratoren der kleinen, aber ungemein dichten Ausstellung Augenblick! Straßenfotografie in Wien, Frauke Kreutler und Anton Holzer, beginnt "street photography" aber bereits mit Moritz Nährs Naschmarktbildern oder Emil Mayers Passantenporträts. 75.000 Bilder aus den rund 300.000 Fotos umfassenden Fotosammlungen der Stadt Wien haben sie gesichtet. 180 von ihnen schafften es schließlich in die Ausstellung im Musa. Dokumentarisches hängt hier neben Künstlerischem, Fotomeister wie Franz Hubmann, Ernst Haas oder Erich Lessing teilen sich den Platz mit Fotografinnen und Fotografen, deren Namen man noch nie gehört hat.

Kaffeehaus oder Prater

Ihre Aufmerksamkeit gilt oft ähnlichen Orten: dem Kaffeehaus, dem Prater oder dem Naschmarkt. Mit nostalgischem (und oft witzigem) Blick suchen sie das Dorf in der Stadt oder die Ruhe im Trubel. Das Nachtleben der Stadt spielt kaum eine Rolle, dafür verwaiste Orte wie der Donaukanal (in einer Strecke aus den 1980ern von STANDARD-Fotograf Matthias Cremer) oder vermüllte Hinterhöfe (bei der tollen Elfriede Mejchar). Bis 19. Juni läuft unter dem Hashtag #Augenblick2022 übrigens noch ein Insta-Wettbewerb.