Dafür, dass sie gerade das Hotel Mama verlassen hat, schaut diese kleine Kohlmeise schon recht frech in die Welt. (Belichtungszeit 1/500 Sek., Blende f/6.3, Lichtempfindlichkeit ISO 1800, Brennweite 500 mm am APS-C-Sensor entspricht 750 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat).

Foto: Michael Simoner

Wir haben es verpasst. Mehr als zwei Wochen haben wir immer wieder nach den Kohlmeisen geschaut, die in einen der Nistkästen im Garten eingezogen waren. Das Gekreische der Jungen war von zeitig in der Früh bis zur Abenddämmerung zu hören, das Lieferservice der Elternvögel war beachtlich, weiß der Kuckuck, wo sie ständig diese dicken Raupen aufgetrieben haben.

Und einmal bist du kurz nicht da, weg sind sie. Ausgeflogen, ohne sich zu verabschieden. Aber böse kann man den kleinen Rackern, die jetzt den Garten rocken, natürlich nicht sein. Als Ästlinge betteln sie immer noch um Futter, aber bald müssen sie sich selbst ernähren.

Ideal für Höhlenbrüter

Im Vorjahr um diese Zeit hatten wir mehr Glück. Die Kohlmeisen (Parus major) hatten sich in einem kleinen gusseisernen Ofen eingenistet. Der ist noch von der Uroma und steht jetzt als Deko neben der Gartenbank unter einem Apfelbaum. Ideal für Höhlenbrüter wie Kohlmeisen, die durch die Ofenrohröffnung hinten einfliegen können.

Ein besonderer Moment

Es ist tatsächlich etwa Besonderes, den Moment mitzuerleben, wenn Nestlinge zum ersten Flug ansetzen. Uns fiel auf, dass die Elternvögel mit Leckerlis im Schnabel auf der Bank vor dem Nesteingang saßen und dabei kurze Rufe ausstießen. Und irgendwann zeigte dieses Lockverhalten Wirkung. Vorsichtig wagte sich ein Kohlmeiserl nach dem anderen durch das Ofenloch heraus. Sie schauten nach links, nach rechts, zogen kurz wieder zurück, dann mutig weiter, immer begleitet von den Lockrufen der Eltern. Bis sie schließlich losflatterten und gleich darauf im nahen Gebüsch landeten, um sich mal in der großen, weiten Welt zu orientieren.

Kohlmeisen sind zwar nicht besonders scheu, trotzdem hielten wir Respektabstand hinter einer Staude, um nicht zu stören. Ich hatte einen ordentlichen Brocken von Teleobjektiv dabei, die Fotos sind zusätzlich gecropped. (Michael Simoner, 25.5.2022)

Der Moment, als die kleine Kohlmeise das Nest im Deko-Ofen verließ: Mal sehen, was da draußen ist ...
Foto: Michael Simoner
... einmal nach links schauen ...
Foto: Michael Simoner
... einmal nach rechts ...
Foto: Michael Simoner
... und dann immer weiter vor. (Foto 2 bis 5: 1/400 Sek., f/6.3, ISO 2000, 500 mm APS-C)
Foto: Michael Simoner
Mit Futter im Schnabel locken die Elternvögel ihre Jungen aus dem Nest ins Freie. (1/320 Sek., f/5.6, ISO 1600, 500 mm APS-C)
Foto: Michael Simoner
Ready to rock. Auch heraußen betteln die kleinen Ästlinge noch eine Zeit lang um Futter. (1/500 Sek., f/6.3, ISO 2000, 500 mm APS-C)
Foto: Michael Simoner
Anfänglich wird oft gerastet, doch das Fliegen wird rasch immer besser. Bon Voyage! (1/500 Sek., f/6.3, ISO 1600, 500 mm APS-C)
Foto: Michael Simoner