Alexander Van der Bellen war Montagabend Gast bei Martin Thür in der "ZiB 2".

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Mensch, wie die Zeit vergeht! Nun war es also am Montag auch schon 1944 Tage her, dass Alexander Van der Bellen in die Hofburg einzog und nicht ahnte, dass er zum Weltmeister unter den Angelobungspräsidenten werden würde. In der ZiB 2 rechnet ihm Martin Thür vor, es seien 156 Menschen gewesen, die er zwecks Amtsritual empfangen habe (nicht nur Minister).

Hierzu ist jedoch keine besondere Regung beim Präsidenten zu bemerken. Schon eher, als ihn Thür an seinen Wahlwerbespruch "Mutig in die neuen Zeiten" erinnert. Nach typischer Schweigesekunde zeigt er sich überrascht über den Vorwurf, sich zu wenig eingemischt zu haben. Er verstehe sich nicht als Dauerkommentator der Tagespolitik. Sein Amtsverständnis verpflichte ihn doch eher zur Beurteilung der Mittel- und Langfristperspektive.

Putin hat er dennoch nicht durchschaut: Was in der Ukraine passiere, habe er "nicht für möglich gehalten", sagt Van der Bellen. Thürs Bemerkung, er habe Verständnis für die Annexion der Krim gezeigt, lässt Van der Bellen unbeantwortet. Insgesamt? Es ist da durchaus Emotion. Beim Thema Schönheit der Verfassung gerät er nach wie vor ins Schwärmen. Erbost reagiert er beim Vorwurf, er wäre beim Thema Energieabhängigkeit zu passiv geblieben.

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"Ich bitte Sie! Ich beschäftige mich seit 40 Jahren mit den Folgen der Klimakrise", sagt der Mann, der eine zweite Halbzeit anstrebt und sich nicht auf Zahlen festlegen lassen will. "Mehrheit ist Mehrheit", antwortet der Titelverteidiger und schließt mit einer an das Land gerichteten Bewerbung: "Es wäre mir eine Ehre und Freude, das Amt weiter ausüben zu dürfen." Mal sehen. (Ljubiša Tošić, 24.5.2022)