Das Gesundheitsministerium sieht weiterhin keinen Grund zur Besorgnis – eine Entwicklung hin zu einem breiten Infektionsgeschehen scheine äußerst unwahrscheinlich.

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Nach dem ersten bestätigten Affenpockenfall in Österreich hat das Gesundheitsministerium am Dienstag Leitlinien für die Gesundheitsbehörden veröffentlicht. Diese beinhalten neben der Falldefinition auch das Contact-Tracing bei Kontaktpersonen. "Hochrisikokontakte" dürfen demnach nur dann abgesondert werden, wenn diese Symptome aufweisen. Wo die Absonderung stattfindet, soll je nach Gesundheitszustand und in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder Ärztin entschieden werden.

Weil bislang eine Meldepflicht fehlte, kam es am Vortag noch zu Verwirrungen rund um die behördliche Vorgehensweise bei Kontaktpersonen. Die für die Meldepflicht notwendigen Verordnungen sollen am Dienstagnachmittag nun beschlossen werden. Damit wird die Möglichkeit geschaffen, Kontaktpersonen abzusondern.

Patient stabil

Der Wiener Gesundheitsverbund gab indes zum bisher einzig bestätigten Affenpocken-Fall in Österreich bekannt, dass der Zustand des Patienten, der in einer Wiener Klinik liegt, weiter "gut und stabil" sei. Er werde symptomatisch und unterstützend behandelt.

Während indes der erste Fall in Tschechien gemeldet wurde, liegt in Österreich momentan kein weiterer Verdachtsfall vor. Generell sei man "gut auf die aktuellen Gegebenheiten rund um die Affenpocken vorbereitet", heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Eine Entwicklung hin zu einem breitem Infektionsgeschehen scheine weiter äußerst unwahrscheinlich.

Kriterien für Affenpocken

Um als Verdachtsfall zu gelten, müssen laut Gesundheitsministerium nun folgende Kriterien zutreffen: Die Person muss zumindest ein epidemiologisches Kriterium (Kontakt zu potenziell infizierten Tieren, Reiserückkehr aus West- oder Zentralafrika oder Kontakt zu einem wahrscheinlichen oder bestätigten Affenpockenfall) und Fieber oder einen Ausschlag unbekannter Ursache und zwei oder mehr unspezifische Symptome (unter anderem Schüttelfrost, Schwitzen, Muskelschmerzen, Rückenschmerzen) aufweisen – die Symptome müssten dabei innerhalb von 21 Tagen nach dem letzten Kontakt (Reise, Kontakt zu Tier oder Mensch) aufgetreten sein.

Ein bestätigter Fall liegt erst dann vor, wenn das Labor mittels spezifischen PCR-Test eine Affenpockenvirus-Infektion feststellen konnte. Bislang ist in Österreich nur ein bestätigter Fall gemeldet. Je nach Gesundheitszustand soll in Absprache mit dem behandelnden Arzt der Isolationsort (entweder zu Hause oder im Krankenhaus) entschieden werden, heißt es auf STANDARD-Anfrage aus dem Ministerium.

Kontaktpersonen

Manches in den Empfehlungen zum Kontaktpersonenmanagement kommt durchaus aus der Corona-Pandemie bekannt vor: Es gibt Typ I- und Typ II-Kontaktpersonen, was nach der Intensität des Kontakts definiert wird.

  • Typ-I- Hochrisikokontakte: Hochrisikokontakte hatten direkten Kontakt mit Hautläsionen infizierter Kontaktpersonen, dazu zählen etwa Sexualpartner oder Sexualpartnerinnen, aber auch Passagiere von Flugzeugen, Bussen oder Zügen in unmittelbarer Nachbarschaft über eine Dauer von mindestens acht Stunden. Nach einem solchen Kontakt wird ein Contact-Tracing durch die Zuständige Gesundheitsbehörde empfohlen.

Zudem sollte die zuständige Gesundheitsbehörde den Zustand für die Dauer von 21 Tagen seit Letztexposition mittels täglicher telefonischer Kontaktaufnahme überwachen. Bei Auftreten von Symptomen soll ein labordiagnostischer Test veranlasst werden. Die Person muss sich in Selbstisolation begeben, bis eine Affenpockenvirus-Infektion ausgeschlossen werden kann.

  • Unter Typ-II-Kontakte zählen kurze soziale Kontakte wie etwa mit Arbeitskolleginnen, mit denen man sich kein Büro teilt, oder flüchtige Kontakte in Fitnessstudios, Sauna oder Bad. In diesem Fall wird bei Kontaktpersonen ebenso ein Contact-Tracing empfohlen, der Gesundheitszustand wird für 21 Tage nach Letztexposition allerdings selbst überwacht.

Zwei bis vier Wochen ansteckend

Das Gesundheitsministerium wies darauf hin, dass mit Affenpocken infizierte Menschen für die gesamte Dauer der Erkrankung von zwei bis vier Wochen selbst ansteckend sind. Es gibt ein präeruptives und ein eruptives Stadium. Ersteres ist zu Beginn durch hohes Fieber (38,5–40,5 Grad Celsius), Kopf- und Muskelschmerzen, Erschöpfung und sehr häufig Lymphknotenschwellung – vor allem im Hals- und Nacken sowie im Leistenbereich –, durch Husten, Unwohlsein und manchmal durch Durchfälle gekennzeichnet.

Das eruptive Stadium tritt nach ein bis drei Tagen ein, es bilden sich Hautveränderungen. Zunächst gibt es Ausschläge im Mund-Rachen-Raum, im Gesicht, an den Händen und Unterarmen, die sich dann in Richtung Körperzentrum ausbreiten. Dabei bilden sich dann pockentypische Bläschen und Pusteln sowie Krusten. Davon kann auch der Genitalbereich betroffen sein. Schließlich heilen die Krusten ab. Erst wenn diese vollständig verschwunden sind, ist der Patient oder die Patientin nicht mehr ansteckend. (Elisa Tomaselli, Magdalena Pötsch, APA, 24.5.202)