Acht Mähboote und vier Begleitboote sind derzeit bei der Steinspornbrücke unterwegs.

Stefanie Rachbauer

Bei den Ruderern an der Neuen Donau trimmt man bereits emsig, als Nächstes wird bei den FKK-Anhängern geschoren. Denn: Beide Gruppen werden seit einigen Wochen in ihren Arealen von dichtem Bewuchs heimgesucht. Und diesem geht es nun an den Kragen.

Der Kampf gegen allzu üppiges Gebüsch ist an den Badeplätzen an der Wiener Donau an sich kein neues Phänomen – jedenfalls was das Wasser betrifft. Für Sportler, Bootsverleiher und Schwimmer haben sich wuchernde Wasserpflanzen in den vergangenen Jahren zum Ärgernis entwickelt.

Im Jahr 2010 reagierte die Stadt und begann, die Gewächse in der Alten Donau mit speziellen Booten zu mähen. Aufgrund der wärmer werdenden Sommer fühlen sich die Pflanzen seit einiger Zeit aber auch in der an sich kälteren Neuen Donau wohl. Seit 2019 wird dort ebenfalls zu Wasser gemäht. Heuer ist allerdings besonders viel zu tun. Der Grund: Das Krause Laichkraut, eine bisher eher unauffällige Pflanzenart, hat sich dort plötzlich massenhaft vermehrt.

Hochwasser als Katalysator

Wie es zu der Plage kam? Schuld ist, wie Experten am Dienstag bei einem Mediengespräch erläuterten, das Hochwasser vom vergangenen Juli. Dieses ermöglichte dem Laichkraut nämlich, jene Pflanzenteile, über die es sich vermehrt, in der Neuen Donau zu verbreiten.

"Diese Teile sind schwerer als Wasser, damit sie leicht abknicken und zu Boden sinken", erklärte Hydrobotanikerin Karin Pall. In der starken Strömung seien diese Teile abgerissen und im ganzen Entlastungsgerinne verteilt worden. Dazu kam der Umstand, dass sämtliche andere Pflanzen, die einen längeren Entwicklungszyklus haben und daher noch keine Nachkommen angelegt hatten, durch das Hochwasser ausgespült wurden.

Mancherorts kratzen die Pflanzenteppiche bereits an der Wasseroberfläche.
Stefanie Rachbauer

Übrig blieb also nur der Laichkraut-Nachwuchs. Und dieser konnte im Frühling 2022, ob der fehlenden Konkurrenz durch andere Pflanzenarten, kräftig austreiben. So kräftig, dass das Laichkraut das Ährige Tausendblatt als dominante Art verdrängt hat und die Pflanzen mancherorts bereits aus dem Wasser ragen.

Akademiker schieben Mähdienst

Das ruft nun die städtische Mähflotte auf den Plan. "Vor zwei Wochen haben wir auf der Neuen Donau angefangen zu mähen. Jeder, der ein Mähboot lenken kann, ist im Einsatz. Wir haben derzeit sogar Akademiker auf den Booten", sagte Gerald Loew, Leiter der MA 45 (Wiener Gewässer), am Dienstag. Acht Mäh- und vier Begleitboote seien derzeit auf der Neuen Donau im Einsatz – täglich von sechs bis 15 Uhr, auch an den Wochenenden und am nahenden Feiertag, wie Loew betonte.

Das Krause Laichkraut wächst bis zu zehn Zentimeter pro Tag.
Foto: MA 45/Christian Fürthner

Doch damit nicht genug: Um die Plage in den Griff zu bekommen, holt sich die Stadt nun externe Unterstützung, man ruft den Maschinenring zu Hilfe. Angesichts der Mengen, die bisher aus dem Wasser gefischt wurden, leuchtet das ein. Rund 250 Tonnen Pflanzen wurden laut Loew heuer bereits in der Neuen Donau "geerntet". Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2021 waren es 500 Tonnen.

All dieses unbeliebte Grün hat eigentlich auch einen Nutzen. "Die Pflanzen nehmen Nährstoffe auf und sorgen so dafür, dass Plankton, das das Wasser trüben würde, keine Chance hat", erklärte Gewässer-Ökologe Karl Donabaum.

Siebenstelliger Betrag fürs Mähen

Die Stadt Wien gibt jährlich einen siebenstelligen Betrag für das Mähen der Neuen und Alten Donau aus. Der Aufwand ist in den vergangenen Jahren gestiegen: Die heißen Sommer begünstigen das Pflanzenwachstum – es wird immer früher und immer mehr gemäht. Der bisherige Rekord in der Alten Donau wurde 2018 verzeichnet. Damals wurden 3.300 Tonnen Pflanzen aus dem Wasser geholt.

"Jeder, der ein Mähboot lenken, kann, ist derzeit im Einsatz", heißt es aus der zuständigen MA 45.
Foto: MA 45/Fürthner

Diese Mühen sollen laut Loew dennoch beibehalten werden. Gerade in Zeiten des Klimawandels sei es wichtig, Badeplätze in der Stadt bereitzustellen: "Wir tun alles, dass dieses Freizeitparadies erhalten bleibt". Ein Limit gibt es aber doch: "Flächendeckend werden wir die Neue Donau nie mähen."

Die Hoffnung, dass auch wieder glattere Zeiten auf die Neue Donau zukommen, ist übrigens intakt. Hydrobotanikerin Pall geht davon aus, dass sich die anderen Pflanzenarten bald wieder ansiedeln werden – und sich das Laichkrautproblem bis zu einem gewissen Grad so von selbst löst. (Stefanie Rachbauer, 24.5.2022)