Susanne Fürst (FPÖ) dürfte gegen Alexander Van der Bellen antreten.

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Jetzt ist es raus: Susanne Fürst zählt zum "engeren Kreis" der Freiheitlichen für die Präsidentschaftswahl im Herbst. Und irgendwie passt es zu der blauen Verfassungssprecherin, dass sie diese Neuigkeit nebenher als Fraktionsmitglied im ÖVP-Untersuchungsausschuss fallenließ – und sogar ein "offenbar" davorsetzte. Ganz so, als würde sie es selbst noch nicht so recht glauben.

Das ist auch der Grund, warum sich so mancher Wegbegleiter die 53-Jährige nicht wirklich als Spitzenkandidatin für die Hofburg vorstellen kann. Fürst sei äußerst zurückhaltend, anfangs fast schüchtern, und gehe im Nationalrat kaum auf Leute zu. "Dort sind so gut wie alle per Du, mit ihr ging das aber ganz lange nicht", erzählt ein Parlamentarier einer anderen Fraktion, der öfter mit ihr zu tun hat. Dass Fürst bald wochenlang Zeltfeste besuchen und durch die Fernsehstationen dieses Landes touren könnte, wirke illusorisch.

Viele Charakterzüge vereint

Innerhalb der Freiheitlichen legte Fürst aber einen ansehnlichen Aufstieg hin: Erst 2017 zog sie als Quereinsteigerin in den Nationalrat ein. Mittlerweile gilt sie als eine enge Vertraute von Parteichef Herbert Kickl. Zuvor studierte die gebürtige Linzerin Rechtswissenschaften, sie gilt über Parteigrenzen hinweg als fachlich versiert und arbeitete in ihrer Zeit als Abgeordnete noch länger nebenher als Anwältin, spezialisiert auf Verwaltungsrecht. "Wenn man es nicht besser wüsste, könnte sie eine von uns sein", tönt es da aus anderen Parteien.

Doch Fürst wird auch von Kameraden ganz selbstverständlich zum rechten Rand gezählt. Es sei kein Zufall, dass sie etwa für das Identitären-nahe Magazin Info-Direkt schreibe oder auch grenzwertige Töne anschlage, wenn es um Flüchtlinge gehe. Es sei ein politisches Bekenntnis.

Größere Bekanntheit erlangte Fürst durch die Corona-Krise. An der Seite Kickls spielt sie sich als Verteidigerin der Grundrechte und als vehemente Gegnerin der Impfpflicht auf. Dabei äußerte sie auch Fragwürdiges. Als in der ORF-Sendung Im Zentrum ein Pflegeleiter einer Intensivstation beklagte, dass seine Mitarbeiter ihre Schutzanzüge oft wechseln müssten, da sie so nassgeschwitzt seien, fragte Fürst süffisant, warum sie überhaupt welche tragen würden, wenn sie doch geimpft seien.

Zurückhaltend, rechtlich versiert und stramm rechts: Fürst werden viele Charakterzüge zugeschrieben. Ob diese sie zur Hofburg-Kandidatin machen, wird sich erst zeigen. (Jan Michael Marchart, 24.5.2022)