Laut Scherer will die Fis den Klimawandel verdrängen.

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Eliasch will den Skisport besser vermarkten.

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Gemeinsames Strangziehen, abgestimmtes Kommunizieren und ansonsten noble Zurückhaltung – das war einmal. Seit der Schwede Johan Eliasch im internationalen Skiverband Fis als Präsident das Sagen hat, ist Feuer am Dach. Eliasch schütte nicht Wasser drauf, sondern gieße Öl hinein, so lautet der Vorwurf der wachsenden Schar seiner Kritiker.

Besonders klar treten die Differenzen im Hinblick auf den alpinen Rennkalender 2022/23 zutage. Er schien weitgehend festzustehen, als sich Eliasch einmischte und, wie viele sagen, "drüberfuhr". Seither geht es drunter und drüber. Es gilt abzuwarten, ob Mailand, wo am Mittwoch der Fis-Vorstand tagt und am Donnerstag die Generalversammlung steigt, die Wogen glätten kann.

Das Beispiel Saalbach-Hinterglemm ist naheliegend, aber auch international wichtig, da dorthin die alpine WM 2025 vergeben wurde. Besprochen war, dass die Salzburger im Winter 2022/23 ein Fixpunkt im Männer-Weltcup sind und 2024 das Weltcupfinale ausrichten, quasi als WM-Generalprobe.

Doch geht es nach Eliasch, kann sich Saalbach-Hinterglemm beides aufzeichnen. Der 60-Jährige, der auch nach seiner Wahl zum Fis-Präsidenten im Juni 2021 Vorstandsvorsitzender des Sportartikelherstellers Head blieb, will den Skisport besser vermarkten. Eliasch schweben zwei Rennblöcke in den USA vor, einer wie gehabt bald nach Saisonbeginn, der andere im Frühjahr. Auch deshalb wird es für andere Veranstalter eng.

"Äußerst gewöhnungsbedürftig"

ÖSV-Vertreter in Mailand ist Generalsekretär Christian Scherer, außerdem reiste ÖSV-Vize Patrick Ortlieb an, schließlich soll er künftig den Ex-ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel (80) im Fis-Vorstand ersetzen. Schröcksnadel hatte bei der Wahl von Eliasch eine Hauptrolle gespielt, als er dem Schweizer Urs Lehmann seine Unterstützung entzog und sich auf die Seite des Schweden schlug. Zuletzt aber hat sich auch Schröcksnadel laut Scherer "extrem eingesetzt, um den Ideen des Herrn Eliasch Einhalt zu gebieten".

Für ÖSV-General Scherer ist, wie er dem STANDARD sagt, "der derzeitige Führungsstil des Präsidenten und der gesamten Fis-Spitze äußerst gewöhnungsbedürftig". Er schließe nicht aus, dass sich alle anderen anpassen müssen. Scherer verlangt aber auch von Eliasch, seinen Stil zu überdenken – und zu ändern. "Denn es geht nur gemeinsam."

Die Eliasch-Idee von den zwei USA-Reisen stößt auf besonders viel Ablehnung . "Das goutieren wir gar nicht", sagt Scherer. "Da denke ich an den CO2-Fußabdruck. Das wäre ein völlig falsches Zeichen." Dazu kommt noch, dass die ersten Speed-rennen heuer einen Monat früher als gehabt stattfinden sollen, nämlich Ende Oktober, Anfang November in Zermatt. Scherer: "Dadurch sind wir fast gezwungen, vorher fürs Training in die südliche Hemisphäre zu gehen, wo wir jahrelang nicht mehr waren." Die nächste, so sieht es der ÖSV, von der Fis verursachte Klimasünde.

Mag sein, das Problem von Saalbach-Hinterglemm ist da noch relativ klein. Die Frauen-Abfahrtspiste wird erst im Sommer 2023 fertig, und Frauenrennen auf der Männerpiste sind laut ÖSV keine gute Alternative, auch weil sie im WM-Hinblick kaum Erkenntnisse liefern. Ohne Weltcupfinale 2024 werde man ebenfalls leben können. Doch von der Forderung, dass 2023/24 zumindest je zwei Frauen- und Männerrennen in Saalbach-Hinterglemm stattfinden, weicht der ÖSV nicht ab. (Fritz Neumann, 24.5.2022)