Wieder einmal wurde eine US-Schule zum Schauplatz eines Massakers.

Foto: AP/William Luther

Nur eine Woche nach dem rechtsextremen Terrorangriff auf einen Supermarkt in Buffalo hat erneut ein um sich schießender Täter für Entsetzen und Trauer in den USA gesorgt. Am Dienstag drang der Mann in eine Grundschule in der texanischen Kleinstadt Uvalde ein und eröffnete das Feuer. Bis er selbst vom Sicherheitskräften erschossen wurde, waren 19 Kinder und zwei Erwachsene von ihm getötet und andere schwer verletzt worden.

Viele fühlen sich an das Massaker an der Sandy-Hook-Grundschule 2012 erinnert, und einmal mehr ist eine Diskussion über die Waffengesetzgebung in den USA entbrannt. Derweil versuchen Ermittler, die Hintergründe der Tat aufzuklären. Im Rahmen seines Domestic & Transnational Terrorism Threat Monitor hat das Middle Eastern Media Research Institute (MEMRI) einen Bericht über die Social-Media-Aktivitäten des mutmaßlichen Täters veröffentlicht.

Waffenfotos

Es handelt sich um einen 18-jährigen ortsansässigen Mann namens Salvador R. Er betrieb einen kleinen Instagram-Account, der mittlerweile entfernt wurde. Seine Selbstbeschreibung dort lautete "TheBiggestOpp". Er hatte etwas mehr als 200 Follower. Veröffentlicht hatte er nur ein Foto, dazu gab es ein gespeichertes Highlight aus seinen Stories (üblicherweise Aneinanderreihungen von mit Musik unterlegten Fotos und Videos, die nach einem Tag automatisch gelöscht werden).

Am 28. April hatte er eine Story mit drei Aufnahmen gepostet. Eine davon ist ein vor einem Spiegel aufgenommenes Selfie, eine weitere ist ebenfalls ein Gesichtsfoto, aber unscharf und in Schwarz-Weiß gehalten. Die dritte Aufnahme zeigt, wie er das Magazin einer Waffe in seinem Schoß hält.

Foto: Memri/Instagram

Kryptische Nachrichten an Unbekannte

Vier Tage vor dem Angriff auf die Schule veröffentlichte er in einer Story ein Foto, auf dem zwei Sturmgewehre zu sehen sind. In diesem markierte er auch eine andere Userin, die nach den Ereignissen die Kommunikation offengelegt hat. Ihr hatte er bereits zuvor private Nachrichten geschrieben. Nach einem "Hey" an einem unbekannten Datum fragte er am 12. Mai, ob sie seine Waffenbilder mit ihren Followern teilen werde.

Ihre Antwort: "Was? Was haben deine Waffenbilder mit mir zu tun?" – "Ich wollte dich nur markieren", erwiderte R. darauf. "Ich bin so verwirrt", reagierte die Nutzerin. "Warum?" R. gab sich unbeirrbar. "Ich weiß nicht. Sei dankbar, dass ich dich markiert habe." Sie teilte ihm daraufhin mit, dass sie sein Verhalten "wirklich beängstigend" finde. Danach brach der Kontakt vorläufig ab.

Am frühen Dienstagmorgen meldete sich R. erneut. "Hey, ich werde bald …", schrieb er kryptisch. "Du wirst was?", wollte die Empfängerin wissen. "Ich sage es dir vor 11 Uhr. Ich schreibe dir in einer Stunde. Aber du MUSST ANTWORTEN", replizierte R."Ich habe ein kleines Geheimnis. Ich will es dir verraten."

Foto: Memri/Instagram

Sie versprach, auf ihn zu reagieren, sofern sie nicht schlafe, da sie sich krank fühlte. Nach eigenen Angaben hatte sie sich kurz danach wieder ins Bett gelegt und dementsprechend seine nächste Nachricht einige Stunden lang nicht gesehen. Um 9.16 Uhr erhielt sie die letzte Botschaft von ihm. "Ich werde gleich aufbrechen", schrieb er. Darauf reagierte sie erst wieder um 13.16 Uhr, rund zwei Stunden nachdem die Behörden aufgrund von Schüssen die Robb Elementary School abgesichert hatten.

"Ich hatte keine Ahnung"

Als sie später feststellte, dass es sich um den mutmaßlichen Täter handelte, veröffentlichte sie via Instagram-Story die Privatnachrichten. Dazu schrieb sie: "Er ist ein Fremder, ich weiß nichts über ihn, und er hat mich in seinen Waffenpostings markiert. Es tut mir so leid für die Opfer und ihre Familien, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Der einzige Grund, warum ich ihm geantwortet habe, ist, dass ich Angst hatte. Ich wünschte, ich wäre wach geblieben, um auf ihn einreden zu können, die Tat nicht zu begehen. Ich hatte keine Ahnung."

Ebenfalls aufgetaucht ist ein Profil von R. auf Tiktok, das nun ebenfalls nicht mehr existiert. Auch dieses war nur spärlich gepflegt. Auffällig ist hier besonders die Profilbeschreibung: "Kinder müssen sich wirklich fürchten." (gpi, 25.5.2022)