Bald gibt es die erste Gewerkschaft innerhalb des Activision-Blizzard-Konzerns.

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Es ist ein Novum in der US-Games-Branche, zumindest wenn es um die großen Player geht: Beim skandalgebeutelten Publisher Activision-Blizzard, dessen Übernahme durch Microsoft für rund 69 Milliarden Dollar läuft, wird sich erstmals eine gewerkschaftliche Vertretung gründen.

Ausgegangen ist die Initiative von Mitarbeitern der Qualitätssicherung des zum Konzern gehörenden Studios Raven Software. Bekannt wurde dieses einst durch Titel wie "Hexen", "Heretic" und "Star Wars: Jedi Knight". In den letzten Jahren verantwortete es aber vor allem Games der "Call of Duty"-Reihe.

Im vergangenen Dezember hatte Activision zwölf Mitarbeiter der Abteilung entlassen. Der darauffolgende Protest legte den Grundstein für die Bemühungen, sich gewerkschaftlich zu organisieren, fasst das Magazin "Jacobin" zusammen. Besonders scharfe Kritik erhielt der Konzern von Mitarbeitern mit Kurzzeitverträgen. Zusätzlich zum ohnehin hohen Druck in der Arbeit und der im Vergleich mit regulären Angestellten niedrigeren Entlohnung kommt hier hinzu, dass sich die Betroffenen regelmäßig zum Vertragsende hin auf neue Stellen bewerben müssen.

86 zu 14 Prozent

Im Jänner begann man mit der Kampagne. Im selben Monat kündigte Activision an, 1.100 Mitarbeiter in der Qualitätssicherung über den gesamten Konzern verteilt permanent anzustellen und den Mindestlohn auf 20 Dollar pro Stunde zu erhöhen. Diese und andere Maßnahmen brachten aber keinen Stimmungswandel bei Raven Software.

Das National Labor Relations Board (NLRB) hat nunmehr das offizielle Endergebnis verkündet. 19 Stimmen wurden für die Gründung einer Vertretung unter dem Dach der Gewerkschaft Communication Workers of America (CWA) abgegeben, nur drei dagegen – damit gibt es eine klare Mehrheit von 86 Prozent.

Heftiger Widerstand

Der Weg dorthin war weit und steinig. Activision betrieb eine Antigewerkschaftskampagne und zog auch vor Gericht, um die Abstimmung zu verhindern. Man versuchte zu argumentieren, dass eine einzelne Abteilung sich rechtlich gar nicht als Gewerkschaft organisieren könne, sondern alle Raven-Angestellten befragt werden müssten. Zudem soll das Unternehmen einige Angestellte direkt unter Druck gesetzt haben, weswegen das NLRB nun eine Beschwerde einbringt.

Bei der CWA äußert man sich sehr erfreut über das Ergebnis. "Activision hat alles getan, was es konnte – inklusive Gesetzesbruch –, um die Angestellten der Qualitätssicherung bei Raven davon abzuhalten, eine Gewerkschaft zu bilden. Es hat nicht funktioniert, und wir freuen uns, sie als Mitglieder willkommen zu heißen", heißt es seitens des Arbeitnehmerverbands. Die Mitarbeiter würden "dringend notwendigen Wandel zu Activision und in die Games-Branche" tragen und künftig einen starken Gewerkschaftsvertrag und Mitsprache in ihrer Arbeit haben. (gpi, 25.5.2022)