Empfehlungen oder Werbung sollen künftig verboten, eingeschränkt oder mit mehr Warnhinweisen versehen werden.

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Nach der russischen Invasion setzte der Ukrainer Yuri Popovich sein gesamtes Vermögen, rund 10.000 Euro, auf den auch von der Kryptobörse Binance als stabil eingestuften Stablecoin Terra USD. Er wollte damit sichergehen, von den Folgen des Krieges zumindest sein Erspartes in Sicherheit zu wissen. Vor wenigen Tagen sorgte der Krypto-Crash für Ernüchterung: Terra USD war stürzte vom eigentlich fixierten Preis von einem Dollar auf nur wenige Cent ab. Der bei 116 Dollar stehende Luna Coin, der als Absicherung zum Stablecoin diente, war plötzlich nur noch 0,00016 Dollar wert.

Ein Absturz ohne Ansage.
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Sicheres Investment

Binance ist die größte Handelsplattform für Kryptowährungen und lag in der Vergangenheit oftmals richtig mit ihren Einschätzungen. Terra als "sicheres" Investment zu bewerben erwies sich jedoch als fatale Fehlprognose, wie die "Financial Times" am Montag berichtete. 38 Milliarden Dollar wurden innerhalb von einer Woche vernichtet. Viele der Betroffenen sind Kleinanleger wie Popovich, die teilweise ihr gesamtes Vermögen auf einen Schlag verloren haben. In Südkorea, dem Heimatland des Terra-Gründers Do Kwon, wird gerade eine Sammelklage gegen den CEO vorbereitet. Hier seien laut Angaben der Regierung vor allem Menschen zwischen 30 und 40 Jahren um ihre Altersversorge umgefallen.

Auch in anderen Ländern werden Fälle gesammelt, die von dem Absturz betroffen sind. Das Terra Research Forum hat auf Twitter durch ihr Mitglied FatMan einige dieser Tragödien veröffentlicht. Viele davon aus der Ukraine, mit ähnlichen Motiven wie der eingangs erwähnte Yuri Popovich.

Werbung Schuld

Viele der Kleinanleger sind aufgrund einer geschalteten Werbung auf die Idee gekommen, in den Stablecoin zu investieren. Auf Telegram hatte Binance mit dem Slogan "Safe and happy" für das Portfolio geworben. Auf mögliche Risiken wurde in der Anzeige oder im Begleittext nicht eingegangen. Die Warnung vor der Investition selbst hatten dann offenbar viele einfach ignoriert.

Binance-Geschäftsführer Changpeng Zhao ließ seine Community via Blog-Eintrag wissen, dass Terra offenbar auf einem oberflächlichen Konzept gefußt habe. Vor dem Crash ließ Terra-Gründer Do Kwon die Welt noch wissen: "Ich liebe Chaos!" Am Montag versuchte er auf Social Media die Wogen zu glätten und versuchte der aufgeregten Menge zu erklären, warum etwa die Verringerung des im Umlauf befindlichen Luna-Angebots keine Auswirkungen auf den Kurs haben würde. Man würde nur ebendiese Token verlieren, so Do Kwon.

Mehr Regulierung

Um weitere solche Fälle zu verhindern, planen mehrere Regierungen schon seit längerem, Werbeeinschränkungen für Krypto-Angebote einzuführen. Auch das Werben durch Influencer soll künftig verboten werden, würden diese nicht auch auf die Risiken solcher Investitionen hinweisen. Bereits wirksame Einschränkungen hat Singapur eingeführt. Dort dürfen seit Anfang des Jahres Kryptowährungen weder auf Social Media noch in öffentlichen Verkehrsmitteln beworben werden. (red, 25.5.2022)