Nach und nach zeigen sich die (kleinen) Unterschiede zwischen den verschiedenen Omikron-Varianten. BA.2 ist zwar ansteckender als BA.1, dabei aber nicht milder.

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Mit der ansteckenderen Omikron-Variante, die seit dem Beginn dieses Jahres auch bei uns das Sars-CoV-2-Infektionsgeschehen übernommen hat, haben sich auch die Symptome von Covid-19 verändert. Eine spürbare Infektion geht im Normalfall mit Symptomen einher, die jenen einer Grippe oder schweren Erkältung ähneln. Im Vergleich zu früheren Varianten kommt es bei Omikron dagegen sehr viel seltener zu Geruchsverlusten – und insgesamt vor allem zu weniger schweren Verläufen als etwa mit der zuvor dominanten Delta-Variante.

Ging man bisher davon aus, dass sich die ursprüngliche Omikron-Variante BA.1 und die noch ansteckendere Variante BA.2, die seit Wochen auch bei uns dominant ist, wenig Unterschiede bei den Symptomen und auch beim Impfschutz zeigen, so kommen drei neue Studien zu etwas anderen Einschätzungen: BA.2 dürfte erstens etwas mehr und auch etwas stärkere Symptome zeigen als BA.1. Und der Schutz der Impfungen vor Krankenhausaufenthalten dürfte im Fall von BA.2 schneller abnehmen als bei BA.1. Zudem dürfte die Wirksamkeit von Paxlovid abnehmen.

Neue BA.2-Daten aus England

Eine der besten Auskunftsquellen über die Symptome bei Covid-19 ist die britische React-Studie (Real-Time Assessment of Community Transmission). Sie überwacht anhand von Zufallsstichproben der englischen Bevölkerung seit 1. Mai 2020 die Ausbreitung und die Krankheitsbilder von Sars-CoV-2 – sowie die Veränderungen, die sich seitdem durch die verschiedenen Varianten ergaben.

Da sich in Großbritannien auch BA.2 rasch ausbreitete, gibt es auf der Insel auch bereits gute Daten zu den Symptomen dieser Variante. Im Gegensatz zur gerne kolportierten Meinung, dass ansteckendere Varianten harmloser sind, scheint genau das bei BA.2 im Vergleich zu BA.1 nicht der Fall zu sein. Das berichtet ein Team um Matthew Whittaker (Imperial College) in einer neuen Studie, die bislang nur als Preprint vorliegt. Vielmehr dürften Erkrankungen, die auf eine Infektion mit BA.2 zurückgehen, zu mehr Symptomen und auch zu stärkeren Beeinträchtigungen der täglichen Aktivitäten führen als Ansteckungen mit BA.1.

Symptome im Variantenvergleich: BA.2 führt anders als BA.1 unter anderem auch zu verstopften Nasen und zu größerer Müdigkeit.
Grafik: Whittaker et al., Medrxiv 2022

Impfschutz im Vergleich

Wie aber sieht es mit der Wirksamkeit der Impfungen gegen BA.2 im Vergleich zu BA.1 aus? Dazu liefert eine Studie im Fachblatt "The Lancet Infectious Diseases" neue – abermals englische – Daten. Hinsichtlich der eben beschriebenen symptomatischen Erkrankungen fand die Studie wenig aussagekräftige Unterschiede: Die Impfungen scheinen vor symptomatischen Verläufen mit BA.2 sogar ein kleines bisschen besser zu schützen als mit BA.1.

Konkret betrug die Wirksamkeit des Impfstoffs 25 Wochen oder mehr nach zwei Dosen der mRNA-Impfstoffe 14,8 Prozent gegen BA.1 und 27,8 Prozent gegen BA.2. Eine Auffrischungsimpfung erhöhte den Schutz eine Woche nach dem Booster auf 70,6 Prozent gegen BA.1 und 74 Prozent gegen BA.2, während er 15 oder mehr Wochen nach der Auffrischungsimpfung auf 37,4 Prozent (BA.1) und auf 43,7 Prozent (BA.2) abnahm.

Mehr Krankenhausaufenthalte

Unerfreulicher ist das Nachlassen der Schutzwirkung vor Krankenhausaufenthalten, also vor schweren Verläufen: Nach einer Auffrischungsdosis erreichte die Wirksamkeit des Impfstoffs zwar einen ähnlich hohen Spitzenwert (von 90,8 Prozent gegen BA.1 und 89,1 Prozent gegen BA.2). Nach 15 oder mehr Wochen ging dieser Wert bei BA.1 auf 80,4 zurück, während er bei BA.2 auf 56,5 Prozent absank.

Wirksamkeit der Impfungen im Vergleich. Oben: Schutzwirkung vor symptomatischen Infektionen, unten: vor Spitalsaufenthalten. Hellblaues Quadrat: BA.2, dunkelblauer Kreis: BA.1.
Grafik: Freja Kirsebom et al., The Lancet Infectious Diseases 2022

Das Team um Freja Kirsebom (UK Health Security Agency) gibt allerdings auch zu bedenken, dass aufgrund der geringen Zahl der beteiligten Personen die Schätzungen der Wirksamkeit des Impfstoffs gegen Krankenhausaufenthalte mit größerer Unsicherheit behaftet sind als die Schätzungen betreffend symptomatische Erkrankungen, was sich in der Grafik an den deutlich größeren Spannbreiten der Schätzwerte zeigt.

Paxlovid wirkt schlechter

Eine dritte etwas unangenehme Nachricht bezüglich BA.2 (um ganz genau zu sein: BA.2.2) kommt aus Hongkong. Dort wurde auf Basis der Daten der letzten Infektionswelle mit mehr als einer Million Infizierten in einer Studie untersucht, wie gut das Mittel Paxlovid gegen schwere Verläufe hilft. Und auch in diesem Zusammenhang registrierte das Team um Carlos King Ho Wong eine Abnahme der Wirksamkeit, die vermutlich mit der höheren Virenbelastung bei Omikron (und konkret bei BA.2.2) in Zusammenhang steht.

Paxlovid reduzierte bei den etwas mehr als 5.000 Personen, die das Medikament erhielten, das Sterberisiko um 75 Prozent, und das Risiko für eine Spitalseinlieferung sank um 31 Prozent. Das Medikament hatte bei den ursprünglichen Tests von Juli bis Dezember 2021 (also vor Omikron) schwere Verläufe noch zu 89 Prozent verhindert. (tasch, 27.5.2022)