Neuwagen auf dem Weg zu den Kunden.

Foto: AFP / David Hecker

Wien – 2022 wird nicht das Jahr des Autos werden. Der weltweite Markt wird kräftig schrumpfen. Nach Einschätzung des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger Center for Automotive Research (CAR) bricht der globale Automarkt heuer um mehr als fünf Prozent gegenüber dem ohnehin schon schwierigen Vorjahr ein. Insgesamt werden laut seinen Berechnungen 2022 nur noch 67,6 Millionen Neuwagen verkauft. Gegenüber dem bisher besten Verkaufsjahr 2017 sinkt damit der weltweite Automarkt um 16,8 Millionen Fahrzeuge.

Die Gründe für die Schwierigkeiten in der Branche sind weitgehend bekannt: Die Zulieferketten sind seit Monaten löchrig, weil es an Chips fehlt. Die strikten Lockdowns in China bremsen die Logistik, der Krieg in der Ukraine hat viele Unternehmen in Europa zusätzlich getroffen.

Hohe Gewinne

Die Autokonzerne haben allerdings ganz offensichtlich ihre Hausaufgaben gemacht. Sie trotzen der multiplen Krise, wie eine aktuelle Analyse der Unternehmensberatung EY zeigt – und weisen von Quartal zu Quartal höhere Gewinne aus: So haben die 16 größten Autokonzerne der Welt im ersten Quartal einen operativen Gewinn von insgesamt 34,1 Milliarden Euro eingefahren – knapp ein Fünftel mehr als im Vorjahreszeitraum und der höchste je in einem ersten Jahresviertel erwirtschaftete Gewinn.

Mehr Umsatz

Trotz des deutlich geschrumpften Absatzes – um elf Prozent – schraubten die Autobauer die Umsätze um sieben Prozent hoch. Die stärksten Absatzeinbußen verzeichneten die Unternehmen in China, wo die Verkäufe um 17 Prozent einbrachen. In den USA ging es um 16 Prozent nach unten, in Westeuropa um zwölf Prozent. Spitzenreiter beim Umsatz war Volkswagen mit einem Umsatz von 62,7 Milliarden Euro, dicht gefolgt von Toyota mit 62,2 Milliarden Euro.

Die höchsten Gewinne fuhr übrigens Volkswagen (8,3 Milliarden Euro) ein, noch vor Mercedes-Benz (5,2 Milliarden Euro) und Toyota (3,6 Milliarden Euro). Bei den Gewinnmargen hat bekanntlich Tesla die Nase vorn. Zu diesem Schluss kommt auch EY. Der kalifornische E-Auto-Pioinier erzielte eine Marge von 19,2 Prozent und lag damit vor Mercedes-Benz (15,0 Prozent), VW (13,3 Prozent) und BMW (10,9 Prozent).

Lage bleibt angespannt

Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY führt die gute Umsatz- und Gewinnentwicklung vor allem auf die hohe Nachfrage zurück. Die Hersteller müssten zur Zeit kaum Preisnachlässe gewähren. Davon würden vor allem Anbieter im Premiumsegment profitieren: "Hochpreisige Neuwagen verkaufen sich bestens, Premium-Anbieter fahren derzeit Traummargen ein." Insgesamt hätten die Autokonzerne im ersten Quartal mehr Gewinn gemacht als je zuvor. Die Hälfte des Gesamtgewinns gehe allerdings auf die Top-3-Verdiener zurück. "Es gibt einige Hersteller, an denen der Gewinn-Boom vollständig vorbei ging." (rebu, 26.5.2021)