Vor kurzem wurde im Zentrum Salzburgs ein leerstehendes Haus von vermummten Aktivistinnen und Aktivisten besetzt. Sie gingen zwar nach wenigen Stunden wieder, forderten aber nachdrücklich Maßnahmen gegen Leerstand ein. Ach ja, das Haus gehört dem einstigen Ski-Superstar Marcel Hirscher. Hätte es noch eines Hinweises bedurft, wie prekär die Lage am Salzburger Wohnungsmarkt ist – hier wäre er.

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Jetzt war die Salzburger Politik in jüngster Zeit aber eh nicht untätig. Eine Leerstandsabgabe kommt, wie mehrmals berichtet, im Juli. Steiermark und Tirol folgen. In Wien hofft die regierende SPÖ einstweilen noch auf eine bundesweite Lösung. Die ist zwar nicht in Sicht, aber die Landeshauptleute drängen den Bund nun zu einer Verländerung des sogenannten Volkswohnungswesens. Dadurch wären "empfindlichere" Abgaben möglich.

Der große Druck ist verständlich

Die Immobilienwirtschaft ist einhellig gegen die Abgabe. "Der einzige Grund, warum eine Wohnung leer steht, ist, weil sie noch keine Mieter oder Käufer gefunden hat", sagte der stellvertretende Fachverbandsobmann der Immobilientreuhänder in der WKÖ, Gerald Gollenz, kürzlich auf einer Pressekonferenz.

Und es stimmt ja auch: Bauträger lassen ihre soeben gebauten Wohnungen klarerweise ja tatsächlich nicht absichtlich leer stehen – schön doof wären sie. Sie suchen Mieterinnen oder Käufer, denn es ist ja ihr Geschäftsmodell, Wohnraum zu schaffen und zu verwerten. Das Missverständnis dabei ist: Die Bauträger sind hier gar nicht gemeint. Unternehmen, deren Betriebsgegenstand die Schaffung von Wohnraum ist, sind beispielsweise von der Salzburger Variante der Leerstandsabgabe ausgenommen. Die Abgabe richtet sich vielmehr an die Anlegerinnen und Investoren, die ihnen die Wohnungen abkaufen. Und dann ja doch öfters leer stehen lassen, weil sie Geld parken wollen, weil es bequem ist und die Wertsteigerung alle Kosten deckt. Dass insbesondere in Salzburg vonseiten der Bevölkerung großer Druck kommt, das abzustellen, ist nur allzu verständlich. (Martin Putschögl, 27.05.2022)