(Das Strandbad in Klagenfurt an einem Aprilnachmittag 2022, menschenleer bis auf, am Ende des Steges, zwei ehemalige Beachvolleyball-Nachwuchsspieler in schwarzen Stiefeln, schwarzen Hosen und schwarzen Jacken mit der Aufschrift "Security".)

DER ERSTE (entnimmt seiner Gesäßtasche ein zusammengefaltetes Blatt Papier, faltet es auseinander und liest vor): "Spendenaufruf // Des Nochts woch’ ich oft auf und denk’ an die Ukraine. / Ich weine. / Denn die Berichte, wos man liest von duat, sind schaurig. / Es is’ so traurig, / doss ich möchte schreien, weil ich so in Wut bin: / "Geh doch in Orsch, du Putin!" / Doch tät’ ich domit jemond hölfn? Nein! Mitnichten! / Auch mit bessaren Gedichten / würden wir dos Schlochten dorten nicht beenden. / Jedoch mit dir, mit deinen Spenden / können wir zumindest monche Nöte lindern. / Ach, könnten wir doch auch verhindern, / doss, daweil du liesest, in da Ukraine / ein Kind zerrissen wird von einer Mine!"

Spenden für die Ukraine.
Foto: Getty Images/iStockphoto

(Faltet das Blatt zusammen und steckt es wieder ein.

Pause.)

DER ZWEITE (nickt): Guat.

DER ERSTE: Wohl?

DER ZWEITE: Wohl, wohl, guat. Lei –

DER ERSTE (aufgebracht): Naa! Sog jetz nit, wead nix nutzn! Wead schon nutzn! In a poa Wochn speat auf Strondbod, und wenn ma aufhängen Plakat bei da Kassa und stölln Box dazua, weast segn, wia die Leit wean spendn!

DER ZWEITE: Eh. Des man i nit. I wüll lei wissn: Wia haßt richtig? Ukreine oder Ukraïne? Weil wenn amol sogst so, amol sogst so, kennt sich jo kana –

DER ERSTE (noch aufgebrachter): Wuascht, oda?! San do wie duat Menschen!

(Vorhang)

(Antonio Fian, 27.5.2022)