Ex-Minister Heinz Faßmann: "Landkarten sind verräterisch"

Als Geograf hat es Ex-Minister Heinz Faßmann eine alte Landkarte Italiens angetan. Sie zeigt mehr, als man vermuten würde.

Der promovierte Geograf und Ex-Politiker Heinz Faßmann wird Anfang Juli 2022 sein neues Amt als Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften antreten.
Foto: Katharina Gossow

"Diese Landkarte aus der Bibliothek der Akademie der Wissenschaften stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist unglaublich schön anzusehen. Kartografie war damals eine Kunst! Neben der ästhetischen Komponente offenbart die Karte ‚Italia novissima‘, dass Italien schon vor Jahrhunderten ein identitätsgebender Begriff war. Lange bevor Italien als Staat existierte. Dieser entstand erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Karten sind verräterisch. Sie zeigen nicht nur die Topografie, sie vermitteln ein Weltbild.

Man sieht zum Beispiel, dass die Küstenlinie Kroatiens als Teil Italiens gesehen wird. Korsika, damals Teil der Republik Genua, scheint im Verständnis dieser Zeit auch stärker zu Italien gezählt worden zu sein als Sardinien oder Sizilien. Die Gebirge werden offenbar als unwichtig erachtet, sie sehen aus wie Maulwurfshügel. Ich fahre gerne nach Italien, aber nicht zur Hochsaison. Gerade im Frühling ist etwa die Amalfiküste atemberaubend schön. Für mich ist die dalmatinische Küste aber spannender, von der Morphologie her, der engen Verzahnung von Land und Meer, aber auch wegen der kulturellen Verzahnung: der bis in die Gegenwart wahrnehmbare italienische Einfluss auf diese Gegend ist bemerkenswert." (Markus Böhm)


Regisseur Ulrich Seidl: "Dieser Sessel ist perfekt als Vorsitz"

Ein barocker Lehnstuhl mit Leopardenfellbespannung hat es Ulrich Seidl angetan. Er hat sich das Requisit aus "Rimini" behalten.

Der Regisseur Ulrich Seidl veröffentlichte zuletzt "Rimini", ein österreichisch-deutsch-französisches Filmdrama mit Michael Thomas in der Hauptrolle.
Foto: Katharina Gossow

"Dieser Lehnstuhl gehört zum Inventar der Villa Bravo in Rimini und ist eigens für den Film gekauft worden. Er ist bereits gebraucht und tatsächlich made in Italy. Ich habe noch extra bei den Ausstattern, die ihn besorgt haben, nachgefragt. Sie konnten mir versichern, dass er von dem norditalienischen Hersteller Casa Padrino stammt. Bei dem seltsamen Design kann man sich ja nicht ganz sicher sein. Er könnte auch von Kare kommen.

Es gibt bei jedem Film irgendein Requisit, das ich mir behalte. Im Fall von Rimini ist es eben dieser Stuhl mit der Leopardenfellbespannung. Ich plane durchaus, ihn zu Hause zu verwenden, weil man sehr bequem darauf sitzt – wollen Sie einmal probieren? Er eignet sich auch perfekt, um den Vorsitz darin zu übernehmen, etwa wenn wir hier im Studio eine Besprechung abhalten.

Als ich das gute Stück zum ersten Mal gesehen habe, verband ich nicht gleich Italien damit. Eher Osteuropa, vielleicht Russland oder die Ukraine. Dort gibt es viele Lokale, die in so einem Stil eingerichtet sind, da würde er nicht weiter auffallen. Bei den Dreharbeiten in Rimini ging es mir ganz ähnlich mit dieser optischen Verwirrung. Architektonisch wusste ich nie genau, wo ich bin – in Italien oder im Osten?" (Sascha Aumüller)


Winzerin Jutta Ambrositsch: "Es ist eine horrende Arbeit, diesen Luster zu reinigen"

Der italienische Luster der Wiener Winzerin Jutta Ambrositsch kam in Kleinteilen in ihre Wohnung. Er hängt seither im Esszimmer.

Die Wiener Winzerin Jutta Ambrositsch bewirtschaftet Weingärten in Sievering, Grinzing, am Nuss- und Bisamberg. Ihre Buschenschank in Wiens 19. Bezirk ist im Juni wieder geöffnet.
Foto: Katharina Gossow

"Den Luster besitzen mein Mann und ich, seitdem wir 2009 in unsere Wohnung gezogen sind. Es handelt sich um ein besonderes Stück: Der italienische Architekt Carlo Scarpa hat ihn in den 1960er-Jahren für Murano entworfen. Das haben wir allerdings nicht geahnt, als ein lieber Freund ihn uns in einem Karton überreichte. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht einmal, dass es sich bei den vielen Einzelteilen um eine Lampe handelt: In dem Karton lagen lauter kleine Glasfläschchen, ein Metallgestell, Kügelchen, Muttern und Schrauben. Selbst unser Freund wusste nicht, wie das gute Stück zusammenzusetzen ist, obwohl der Luster bei seinen Eltern, die im Prater ein legendäres Wirtshaus hatten, gehangen ist.

Wir haben die Teile dann in Kleinstarbeit zusammengefügt. Angeblich befindet sich eine große, rosarote Ausgabe unseres Stücks in Rom in der Oper. Bei uns hängt der Luster seither im Esszimmer. Wir waren wahnsinnig froh, als wir ihn endlich an der Decke hatten.

Es ist übrigens jedes Mal eine horrende Arbeit, ihn zu reinigen. Die Lockdowns haben wir genutzt, um ihn auseinanderzunehmen und im Geschirrspüler zu waschen. Ihn wieder aufzuhängen ist ein ordentlicher Nervenkitzel!" (Anne Feldkamp)


Schauspielerin Miriam Fussenegger: "Es war ein kleines Delikt"

Aus einem Lokal auf Stromboli hat Schauspielerin Miriam Fussenegger einen Stein gestohlen. Italienischer geht’s kaum, sagt sie.

Die Schauspielerin Miriam Fussenegger gab 2016 die Buhlschaft im "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen und war kürzlich in der ORF-Miniserie "Alles finster" zu sehen.
Foto: Katharina Gossow

"Es war der erste Urlaub mit einer mir wichtigen Person. Das ist ja an sich schon etwas Besonderes. Wir waren Insel-Hopping, auf den äolischen Inseln und Sizilien. Zunächst waren wir auf Alicudi, einer kleinen Insel, auf der es keine Autos und nur 100 Einwohner gibt. Danach landeten wir auf Stromboli. Dort sind wir an einem Tag auf den Vulkan gewandert, wateten durch die Asche, überall hatten wir Staub: in den Schuhen, im Mund, überall. Vom Kraterrand aus konnten wir in den Vulkan sehen, das war fast so, als würde man in die Mitte der Erde schauen.

Am Abend waren wir in irgendeinem Lokal essen. Auf dem Tisch klebte ein mit türkiser Farbe bemalter Stein mit der Nummer 40 – unserer Tischnummer. Wir haben den Stein illegalerweise als Andenken mitgenommen. Es war ein kleines Delikt. Man sieht noch immer die Klebereste auf der Rückseite. Auch der Name des Lokals ist eingraviert – ich kann die Schrift aber nicht mehr entziffern oder mich daran erinnern, der Urlaub ist vier Jahre her.

Eine Zeitlang hatte ich den Stein bei mir in der Küche als Zierde auf dem Tisch. Mittlerweile befindet er sich auf der Terrasse und dient als Papierbeschwerer, wenn man mal draußen Zeitung liest oder Texte lernt." (Kevin Recher, RONDO exklusiv, 16.6.2022)