Wut und Zorn, vermischt mit unbändiger Trauer – diese Gefühlslage ist auch drei Tage nach dem tödlichen Amoklauf an einer Volksschule im texanischen Uvalde mehr als präsent. Weiter verstärkt wird sie unter anderem durch den Auftritt des republikanischen Senators Ted Cruz, der sich im Fernsehen bei der Frage, ob nun der richtige Zeitpunkt für Reformen des Waffenrechts wäre, zunächst in billigen Ausreden versucht und letzten Endes flüchtet.

In einer rational denkenden Gesellschaft müsste man gar nicht lange überlegen, was nun zu tun wäre, die Zahlen sprechen für sich: 2020 waren Schusswaffenverletzungen in den USA erstmals Todesursache Nummer eins bei Kindern und Jugendlichen, vergangenes Jahr gab es im Schnitt alle sechs Tage einen Amoklauf. Gleichzeitig lässt sich statistisch belegen, dass eine Verschärfung des Waffenrechts, wie sie etwa in Kanada oder Australien umgesetzt wurde, die Zahl an Angriffen mit Schusswaffen drastisch reduziert.

Die Wut und Trauer ist auch drei Tage nach dem tödlichen Amoklauf noch mehr als präsent.
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Doch die USA oder zumindest ihr konservativer Teil sind besessen vom zweiten Zusatzartikel der Verfassung, in dem das Recht auf Waffenbesitz verankert ist. Man denke dabei an frühere Amokläufe wie 1999 in der Columbine High School oder 2012 an der Sandy Hook Elementary School, in deren Folge demokratische Präsidenten – Bill Clinton und Barack Obama – den vielen Waffennarren im Land Einhalt gebieten wollten. Doch sie scheiterten an den Republikanern und der Waffenlobby NRA, die so eng miteinander verknüpft sind.

Und es gibt keine Anzeichen, dass sich nach Uvalde etwas ändert. Stattdessen trifft sich die NRA zu ihrer Jahresversammlung, bei der prominente Republikaner wie Ex-Präsident Donald Trump auf der Rednerliste stehen. Für sie alle gehört das Recht auf eine Waffe genauso zu den USA wie das Streben nach Glück. Für sie ist das womöglich sogar ein und dasselbe. (Kim Son Hoang, 27.5.2022)