Preise sind eigentlich ein gutes Steuerungsinstrument. Gibt es irgendwo am Markt Engpässe, etwa bei Chips oder Lebensmitteln, sind höhere Preise ein Anreiz für Unternehmen, mehr zu produzieren. Im besten Fall steigen damit ja auch die Gewinne. Konsumenten vergleichen normalerweise im Supermarkt, wie viel Milch, Butter oder das Deo kosten. Erscheint ihnen der von Herstellern und Handel kalkulierte Geldbetrag zu hoch, suchen sie nach Alternativen. Das alles funktioniert in aller Regel – aber nur in normalen Zeiten. Von solchen sind wir weit entfernt.

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr schlägt die Anpassung der Sozialleistungen an die Inflation vor.
Foto: Wifo / Alexander Müller

Zu den Lieferengpässen kommt der Krieg in der Ukraine, der die Energiekosten explodieren lässt. Da geht es für viele ans Eingemachte. Können die Wohlhabenderen unter uns ein Essen im Restaurant streichen oder einen Urlaub weniger einplanen und so die Preissteigerungen wegstecken, geht das für jene, die am Limit leben, nicht. Das sind in einem reichen Land wie Österreich immerhin weit über eine Million Menschen.

Besonders für diese Armutsgefährdeten braucht es angesichts der gestiegenen Preise rasch eine Lösung. Die muss weiter gehen als das bereits von der Regierung geschnürte Antiteuerungspaket. Mit der automatischen Anpassung der Sozialleistungen an die Inflation weist Wifo-Chef Gabriel Felbermayr einen wichtigen und richtigen Weg. Auch auf die Frage der Gegenfinanzierung gibt es mit einer klug konzipierten Erbschaftssteuer eine Lösung – wenn man nur will. (Regina Bruckner, 29.5.2022)