Alaba mit der Kombi-Flagge seiner Heimaten.

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Der Klappstuhl ist als Legende verewigt.

Hätte David Alaba einen weißen Plastiksessel zur Hand gehabt, am vergangenen Samstag kurz vor Mitternacht nach dem 1:0 von Real Madrid gegen Liverpool im Stade de France, er hätte ihn gestemmt wie wenig später zum dritten Mal den Pokal der Champions League, die wichtigste Trophäe im europäischen Klubfußball.

Der Jubel mit dem Sessel ist das Madrider Markenzeichen des 29-jährigen Wieners, der im vergangenen Sommer aus München vom FC Bayern kommend zu den Königlichen von Real Madrid stieß, um die abgegebene Klublegende Sergio Ramos vergessen zu machen. Mit einem Sessel, wie ihn die Ordner im Bernabeu-Stadion zu Madrid benutzen, hat sich Alaba ins Herz der Fans gejubelt – der Multimillionär hat mit einer einfachen Geste seine Verbundenheit mit den kleinsten Rädchen im Getriebe des größten Klubs der Welt signalisiert.

Ablösefrei

Schon bald nach Alabas Unterschrift bei Real schrieb die spanische Sportzeitung Marca vom "Diebstahl des Jahrhunderts". Nach 13 Jahren beim Verein, in denen der Verteidiger an zehn Meistertiteln, sechs Pokalsiegen sowie je zwei Triumphen in der Champions League und bei der Klub-WM mitgewirkt hatte, ließen ihn die Bayern ablösefrei ziehen. Real honorierte Alabas Unterschrift königlich. Dafür fügte er sich nicht nur flott ins Starensemble ein, sondern avancierte auch zu einem Führungsspieler.

Im Stade de France zu Saint-Denis bei Paris, wo Alaba im Oktober 2009 gegen Frankreich mit noch nicht 18 Jahren für Österreich debütiert hatte, endete nun eine Traumsaison, die Real auch den 35. Meistertitel der Klubgeschichte bescherte. Mit dabei am Finalabend waren auch die Eltern Gina und George Alaba, Davids jüngere Schwester Rose May sowie Freundin Shalimar Heppner und der zweieinhalbjährige Sohn Zion. Der Papa, ein Adventist, trug den Schriftzug "My Strength Lies In Jesus" auf dem Sieger-T-Shirt, das neben Österreichs Farben auch jene der Geburtsländer seiner Eltern, der Philippinen und Nigerias, zierten.

Vom SV Aspern in die Welt

Die Alabas waren in Wien-Donaustadt heimisch, als David am 24. Juni 1992 zur Welt kam. Der Bub lief als Vierjähriger beim Fußball den Siebenjährigen davon, als Siebenjähriger trickste er die Zehnjährigen aus. Der SV Aspern war sein erster Verein, die Wiener Austria sein zweiter, gut genug für sein Talent waren erst die Bayern. In Madrid könnte er selbst zum Denkmal werden – mit dem weißen Sessel in der Hand. (Sigi Lützow, 29.5.2022)