Alt- und Totholzbestände sind wichtig für die Biodiversität im Wald.

Foto: WWF/Karin Enzenhofer

Der WWF, das Grazer Institut Ökoteam und Pannatura haben im Rahmen eines gemeinsamen Projekts die Totholz-Insektenwelt auf einem Waldstück der Esterhazy-Betriebe im Burgenland unter die Lupe genommen – und dabei eine Überraschung erlebt: Unter den hunderten nachgewiesenen Insektenarten konnten sie eine bisher unbekannte Käferspezies entdecken.

Kleiner Nagekäfer

Insgesamt wurden in dem nachhaltig bewirtschafteten Gebiet 1.150 teils stark gefährdete Insektenarten festgestellt. Von ihnen wurden 100 erstmals im Burgenland, sechs zum ersten Mal in Österreich und eine zum ersten Mal überhaupt gesichtet. Bei der Neuentdeckung handelt es sich um einen Vertreter der Familie der Nagekäfer (Ptinidae), einer Gruppe 1,5 bis neun Millimeter kleiner Arten, der auch der Gemeine Holzwurm (Anobium punctatum) angehört.

Ein offizielles Foto von dem neuen Käfer gibt es noch nicht, wie es auf Nachfrage des STANDARD beim WWF heißt. Erst müsse das wissenschaftliche Prozedere für die Veröffentlichung einer neuen Spezies unter Dach und Fach sein. Einen wissenschaftlichen Namen hat das Tier aus demselben Grund auch noch nicht. Die Entdecker rund um Erwin Holzer und Sandra Aurenhammer von Ökoteam haben das Anrecht, dem Käfer einen Namen zu geben.

Kreative Namensgebung

Bei der Taufe der von ihnen entdeckten Arten sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oft sehr kreativ. So ist beispielsweise die brasilianische Buckelfliege Megapropodiphora Arnoldi nach Arnold Schwarzenegger benannt, Greta Thunberg wurde namentlich durch die Schnecke Craspedotropis gretathunbergae verewigt, Donald Trump ist in der Insektenwelt durch die Motte Neopalpa donaldtrumpi vertreten, deren helle Schuppen auf dem Kopf angeblich an die Frisur des früheren US-Präsidenten erinnern.

Um die Biodiversität zu erhalten, seien höhere Alt- und Totholzbestände in den Wirtschaftswäldern und Anreize für Waldbesitzer gefordert, erklärten die Expertinnen und Experten. "Das Besondere an diesen Wäldern ist, dass dort trotz Bewirtschaftung ein sehr alter und außergewöhnlich dichter Totholzbestand vorhanden ist", erklärte Projektleiterin Karin Enzenhofer vom WWF.

Waldwirtschaft im Einklang mit der Natur

Pannatura-Geschäftsführer Matthias Grün stellte fest: "Das Projekt macht deutlich, dass erfolgreiches Wirtschaften im Einklang mit der Natur möglich ist. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf dem Erhalt, sondern auch auf der Förderung der Artenvielfalt im Zusammenspiel mit aktiver forstlicher Bewirtschaftung." (red, APA, simo 30.5.2022)