Marco Grüll (links, hier mit Kevin Wimmer und Trainer Ferdinand Feldhofer) ist einer jener Spieler Rapids, über die es immer wieder Transfergerüchte gibt.

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Wien – Das Horrorszenario einer Saison ohne Europacup bleibt Rapid erspart. Die Hütteldorfer holten sich am Sonntag mit einem 2:0-Sieg gegen die WSG Tirol (gesamt 4:1) das fünfte und letzte internationale Ticket im Playoff-Finale der Bundesliga. Eine national enttäuschende Saison nahm damit zumindest ein versöhnliches Ende. Nun steht personell ein "Riesenumbruch" bevor, kündigt Sportgeschäftsführer Zoran Barisic an.

Leo Greiml, Srdjan Grahovac, Philipp Schobesberger, Kelvin Arase und Filip Stojkovic sind fix weg. Robert Ljubicic dürfte wohl dem Ruf von Dinamo Zagreb folgen. "Es ist noch nichts entschieden", sagte der mit neuer Frisur aufgetretene Mittelfeldspieler. Auch über Emanuel Aiwu, Yusuf Demir und vor allem Marco Grüll gibt es immer wieder Transfergerüchte. Zudem ist der niederländische Stürmer Ferdy Druijf nur von Alkmaar ausgeliehen, wobei Rapid eine Kaufoption besitzt. Offen ist auch, ob der verletzungsgeplagte Kapitän Christopher Dibon noch einen Vertrag erhält. "Für mich ist es ganz klar: Rapid, oder ich hänge die Schuhe an den Nagel", betonte der am Knie verletzte Innenverteidiger.

Für ihn und seine Kollegen geht es jetzt einmal in den Urlaub. Auch Coach Ferdinand Feldhofer gönnt sich mit einem guten Gefühl beim Blick auf die kommende Saison eine Woche Pause. "Ich habe vollstes Vertrauen, dass mir die sportliche Führung eine Mannschaft zur Verfügung stellt, mit der wir angreifen und dominierenden, guten Fußball spielen können", sagte der 42-Jährige. Mit einigen Akteuren sei man in Transfergesprächen sehr weit. "Ich bin sehr relaxt, dass das auch zustande kommen wird."

Sommerzugänge

Mit Roman Kerschbaum, Patrick Greil und Nicolas Kühn stehen drei Zugänge bereits fest. Für die Offensive wird auch mit Stürmerroutinier Guido Burgstaller verhandelt. "Es wird sehr viele neue Gesichter geben. Trotzdem werden wir unsere jungen Spieler nicht vergessen, obwohl die zukünftige Mannschaft ein anderes Bild abgeben wird. Was die Breite des Kaders betrifft, wollen wir uns breiter aufstellen", sagte Barisic.

Viel Zeit zum Eingewöhnen bleibt nicht. Schon am 21. Juli folgt das Abenteuer Europa-Conference-League-Qualifikation – unmittelbar nach der ersten ÖFB-Cup-Runde und vor dem Ligastart. Drei Runden muss Rapid überstehen, um im Herbst in einer Gruppenphase vertreten zu sein. Das wird klar angepeilt, darauf soll auch der Kader ausgelegt sein. Die Folge wären fast ausschließlich englische Wochen bis zur Winterpause.

Wichtig wäre dabei, dass dem Klub eine Verletzungsmisere wie in dieser Saison erspart bleibt. "Dass wir das Playoff gewinnen, ist mit diesen Vorzeichen alles andere als selbstverständlich gewesen. Viele junge Spieler haben sehr viele lehrreiche Minuten mitgemacht. Und wenn man weiß, wie meine gestandenen Spieler im Fitnessbereich am Zahnfleisch dahergegangen sind, macht mich das noch stolzer", sagte Feldhofer, der in der Startelf ohne Legionär auskam.

In der Saisonverlängerung konnte das Minimalziel noch erreicht werden. "Es war ganz wichtig für uns, dass wir die Saison, die so schwer war für uns, wo wir natürlich auch alle sehr enttäuscht sind, mit dem fünften Tabellenplatz, positiv abschließen", erläuterte Barisic. Die Vorbereitung startet unterschiedlich. Die ersten Kicker sind am 14. Juni zurück auf dem Trainingsplatz, der Großteil am 20. Juni oder auch erst beim Trainingslager ab 25. Juni. "Nach einer sehr intensiven Saison ist es jetzt einmal wichtig, dass wir durchschnaufen und die Wehwehchen auskurieren können", meinte Feldhofer.

Positive Bilanz von Tirols Silberberger

Die Tiroler ließen die Chance einer erstmaligen Europacup-Teilnahme liegen, bilanzierten aber positiv. "Heute hätten wir eine ausgezeichnete Saison noch in eine fantastische verwandeln können. Das ist uns leider nicht gelungen. Ich bin extrem stolz auf den Auftritt meiner Mannschaft über die gesamte Saison", sagte Trainer Thomas Silberberger. Mit Giacomo Vrioni (19 Tore) ragte neuerlich ein Leihspieler von Juventus Turin heraus, nachdem in der Saison zuvor Nikolai Baden Frederiksen (18) groß aufgespielt hatte.

Vrioni sicherte sich mit Salzburgs Karim Adeyemi auch die Torjägerkrone. "Der Giacomo ragt heraus. Vielleicht kommt nächstes Jahr der nächste Wahnsinnige aus Turin und schießt noch mehr Tore", hofft Silberberger. Vrioni selbst hatte gemischte Gefühle. "Ich bin einfach glücklich, aber auch traurig, weil ich mit Tirol zum Abschied unbedingt Geschichte schreiben wollte." (APA, 30.5.2022)