Indonesien produziert knapp 60 Prozent des globalen Palmöls und ist einer der größten Exporteure.

Foto: Reuters / Roni Bintang

Im Alltag auf Palmöl zu verzichten ist nicht leicht. Als wichtigstes Pflanzenöl der Welt ist es unter anderem in Süßigkeiten, Backwaren, Fertigsuppen, Reinigungsmitteln und Biosprit enthalten. Schätzungen zufolge steckt in einem Drittel aller global hergestellten Lebensmittel Palmöl. In den letzten 50 Jahren stieg die Produktion deshalb enorm an. Während 1970 noch zwei Millionen Tonnen pro Jahr produziert wurden, sind es heute mehr als 70 Millionen Tonnen.

Für Mensch und Umwelt hat der gewaltige Bedarf an Palmöl schwere Folgen. Tropenwälder werden für Plantagen abgeholzt, wodurch die Artenvielfalt verlorengeht. In Südostasien erfolgt der Palmölanbau oft unter prekären und gefährlichen Arbeitsbedingungen. Dass Palmöl einen schlechten Ruf hat, liegt jedoch nicht an der Ölpalme selbst – sie ist sehr ertragreich und benötigt weit weniger Fläche als andere Ölpflanzen wie die Kokospalme. Es ist die Art und Weise, wie sie angebaut wird.

Gütesiegel umstritten

Um daran etwas zu ändern, initiierte die Umweltorganisation WWF gemeinsam mit der Palmölindustrie 2004 den "Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO)", der Kriterien für den nachhaltigen Anbau festlegt. Heute ist das Siegel mit der grünen Palmenkrone weit verbreitet – doch es gilt als umstritten, da sich Organisationen wie der RSPO selbst kontrollieren. Plantagenbetreiber sind nicht gesetzlich verpflichtet, Kriterien einzuhalten. Pestizide einzusetzen ist etwa auf vielen zertifizierten Plantagen nach wie vor erlaubt.

Manche Plantagen in Kolumbien, Brasilien oder Westafrika versuchen, den nachhaltigen Palmölanbau ganzheitlicher zu denken. Dazu gehört, die Anbauflächen nicht zulasten der Umwelt in Plantagen umzuwandeln. Statt Tropenwälder abzuholzen, pflanzen die dortigen Betreiber die Ölpalmen auf vorhandenen Brachflächen. Um Schädlinge wie Ratten zu bekämpfen, setzen sie etwa auf Raubvögel. Eine Krautschicht bewahrt den Boden vor Erosion. Zudem erhalten Feldarbeiter einen fairen Lohn.

Noch sind solche Beispiele aber selten. Die meisten Anlagen, die nachhaltig anbauen, liegen in Südamerika und Westafrika – nicht in Indonesien oder Malaysia, wo 80 Prozent des Palmöls produziert werden. Dazu bleibt auch bei den "grünen" Anlagen die Frage, wie nachhaltig Palmöl dort gewonnen wird. Besonders kritisch sehen Expertinnen und Experten die Monokulturen.

Ölpalmen, so weit das Auge reicht. Von weitem sehen Monokulturen aus wie gesunde Wälder – das sind sie aber meistens nicht.
Foto: Reuters / Willy Kurniawan

Anbau bleibt bedenklich

Bauen Betreiber nur Ölpalmen an, entziehen die Pflanzen dem Boden nur bestimmte Nährstoffe, von diesen aber dann reichlich. Die Nährstoffe fehlen dann wiederum anderen Pflanzen, die auf einer Fläche wachsen. Zudem laugt die einseitige Bepflanzung den Boden auf lange Sicht aus. Schädlinge, die es auf die Ölpalme abgesehen haben, vermehren sich massiv. Das schädigt nicht nur die Pflanzen, sondern in der Folge auch die Artenvielfalt.

Durch die Umwandlung von einheimischen Wäldern in Ölpalmen-Monokulturen geht in Südostasien enorm viel Biodiversität verloren – Säugetiere wie der Borneo-Orang-Utan oder Sumatra-Tiger verlieren etwa an Lebensraum. Um dem entgegenzuwirken, empfehlen Forschende, neben Ölpalmen auch andere Baumarten zu pflanzen. Die Nähe zu unberührter Natur kann zudem helfen, die Artenvielfalt zu schützen.

Durch naturschonende Anbaumethoden lässt sich das Palmöl zumindest nachhaltiger anbauen. Vielerorts ist das aber noch lange nicht der Fall, die meisten Plantagen halten am traditionellen Anbau fest, auch weil verlässliche Kontrollmechanismen fehlen. Gleichzeitig sorgt der wachsende Bedarf in den Industrieländern dafür, dass auch weiterhin Tropenwälder den Ölpalmen weichen müssen – obwohl es eigentlich anders ginge. (Florian Koch, 5.6.2022)