Google Hardware und Österreich: Das ist eine komplizierte Beziehung. Hat das Unternehmen in früheren Jahren sogar seine Smartphones hierzulande regelmäßig zum Verkauf gestellt, ist der Zusatz "in Österreich leider nicht direkt verfügbar" schon fast ein fester Bestandteil bei Berichten über Google-Geräte geworden. Nun gibt es zur Abwechslung einmal eine Ausnahmen von dieser Regel – wenn auch mit gehöriger Verzögerung.

Launch

Das aktuelle Chromecast mit Google TV ist ab sofort direkt über den Google Store in Österreich verfügbar. Wobei "verfügbar" in dem Fall heißt, dass der Streaming-Stick ab sofort vorbestellt werden kann, die Auslieferung erfolgt dann ab dem 21. Juni. Der Preis beträgt 69,99 Euro, entspricht also jenem, der etwa auch in Deutschland aktuell für das Gerät verlangt wird. Parallel zu Österreich geht das aktuelle Chromecast jetzt auch in einigen anderen Ländern an den Start – neben der Schweiz gehören dazu auch die Niederlande, Belgien, Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland.

Kein Update

Wer sich jetzt fragt: Ist das ein neues Gerät oder zumindest eine Hardwarerevision, der bekommt darauf ein klares "Nein". Der Chromecast mit Google TV wurde bereits im Oktober 2020 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die Ausstattung entspricht weiterhin 1:1 dem damals bereits vom STANDARD ausführlich getesteten Modell, insofern sei für Details auch auf den damaligen Artikel verwiesen.

Eineinhalb Jahre später nun auch offiziell in Österreich: der Chromecast mit Google TV.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Google TV macht den Unterschied aus

Im Vergleich zu früheren Chromecast-Generationen bricht das "neue" Modell mit alten Traditionen. So kommt erstmals Android TV als Softwarebasis zum Einsatz, wobei Google das noch mit einer eigenen Oberfläche namens "Google TV" versieht. Deren Zielsetzung ist es, Filme und Serien aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen, also Titel von Netflix, Disney+ oder Apple TV nebeneinander zu empfehlen. Nach einigen Updates funktioniert das mittlerweile auch recht gut – und kommt zumindest mit weniger Eigenwerbung aus, als Amazon bei seinen Fire TVs aufdrängt.

Generell sind für das Chromecast mit Google TV alle relevanten Streamingdienste verfügbar, Google spricht von insgesamt mehr als 6.500 Apps. In Österreich werden Youtube, Youtube Kids, ORF-TVthek, Netflix, Disney+, Prime Video, DAZN und Apple TV sogar vorinstalliert. Glücklicherweise allerdings auf solche Weise, dass sich die meisten dieser Apps auch restlos entfernen lassen. Das ist insofern relevant, weil der Streaming-Stick lediglich über 8 GB lokalen Speicherplatz verfügt, was nach einigen größeren Apps schon mal knapp werden kann.

Steuerung

Gesteuert wird das Geschehen mit einer kleinen Fernbedienung, die über eine Google-Assistant-Taste auf Wunsch auch Spracheingabe ermöglicht. Zudem finden sich auf dieser neben den gewohnten zentralen Steuerelementen auch eigene Knöpfe für den Schnellaufruf von Youtube und Netflix. Alternativ ist es aber auch bei diesem Modell weiterhin möglich, Inhalte via der bekannten Cast-Funktion direkt vom Smartphone an den Streaming-Stick zu schicken.

Die Fernbedienung des Chromecast mit Google TV.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Hardwareseitig präsentiert sich das Chromecast mit Google TV in einem ovalen Gehäuse, das via HDMI-Kabel direkt mit dem Fernseher verbunden wird. Es bietet 4K-HDR-Support mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde sowie Dolby-Vision-Unterstützung. HDMI Passthrough für Dolby Audio-Inhalte ist ebenfalls möglich.

Performance könnte besser sein

Die gelieferte Performance ist an sich in Ordnung, bei einzelnen – schlecht optimierten – Apps zeigen sich dann aber sehr wohl Hänger, hier offenbaren sich die Begrenzungen solch einer schlanken Hardware. Doch auch bei der Google-TV-Oberfläche selbst ist die Performance nicht immer konsistent. Gerade nach dem Wake-up kann es mal an dieser Stelle haken, während zu anderen Zeit alles rund läuft. Das "nur" 2 GB große RAM dürfte bei dem visuell aufwendigen Interface also ein entscheidender begrenzender Faktor sein.

Über Softwareaktualisierungen hat Google dem Chromecast mit Google TV zuletzt einige neue Funktionen verpasst, darunter die Möglichkeit, mehrere Profile nebeneinander auf dem Gerät einzurichten. Das soll bei im Haushalt gemeinschaftlich genutzten Geräten ermöglichen, Empfehlungen und Watchlist von einander getrennt zu halten.

Mangelnde Updates

Generell ist das Thema Updates beim aktuellen Chromecast aber ein schwieriges. Während man neue Features und Verbesserungen über regelmäßige Aktualisierungen der Homescreen-App ausliefert, ist die Softwarebasis mittlerweile gerade für Google-Verhältnisse ziemlich alt. Derzeit reden wir hier von Android TV 10, aktuell wäre Android TV 12, die darauffolgende Version ist ebenfalls bereits im Betatest.

Die Google-TV-Oberfläche führt Empfehlungen aus unterschiedlichen Diensten zusammen.
Grafik: Google

Auf Nachfrage des STANDARD reagiert Google ausweichend. Man wolle mit einer stabilen Plattform starten, neuere Softwaregenerationen würden aber via Update nachgereicht – auch wenn man in dieser Hinsicht derzeit nichts anzukündigen habe. Wieso auch eineinhalb Jahre nach dem ursprünglichen Launch noch immer kein großer Versionssprung möglich ist, wollte man allerdings ebenso wenig beantworten wie die Frage, warum der Sicherheits-Patch-Level des Gerätes noch immer auf Oktober 2021 festhängt. Vor allem, da andere Hersteller – etwa Nvidia bei seinem Shield TV – in Softwarefragen deutlich aktueller sind.

Ausblick

Die späte Verfügbarkeit in Österreich wirft natürlich auch die Frage auf, ob nicht schon ein Nachfolger in den Startlöchern steht. Aktuell ist dazu aber wenig bekannt, in der Gerüchteküche war zuletzt nur von einem günstigeren 1080p-Modell, aber nicht von einem neuen Topmodell die Rede.

Wenig Hoffnung auf Besserung

Wer durch den Chromecast-Start auf eine generelle Trendumkehr in Fragen Verfügbarkeit von Google-Hardware in Österreich hofft, der sollte lieber nicht allzu viel darauf verwetten. So dürfte es etwa auch das Mittelklasse-Smartphone Pixel 6a und die neuen Pixel-Buds-Pro – die beide Ende Juli erscheinen sollen – hierzulande wieder nicht direkt von Google geben – sondern wie gewohnt nur über Umwege aus Deutschland. Insofern dürfte wohl auch das lieblose Aussehen des Google Stores in Form einer simplen (und ironischerweise unvollständigen) Liste an verfügbaren Produkten weiter so bleiben.

Zum Schluss noch ein Hinweis für alle, die sich angesichts dieses Berichts über die angeblich fehlende Verfügbarkeit des Chromecast mit Google TV in Österreich wundern: Tatsächlich haben schon jetzt einige Händler das Gerät dank Eigenimport im Angebot, und das auch zu einem sehr ähnlichen Preis. Mit dem offiziellen Marktstart sollte die Verfügbarkeit aber deutlich ausgedehnt werden. (Andreas Proschofsky, 31.5.2022)