Im Bereich der Kryptowährungen gab es bei den Verdachtsmeldungen einen Anstieg um fast 600 Prozent.

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Salzburg – Schneller als erwartet kann die Kärntner Landesverwaltung nach dem Hackerangriff von vergangener Woche seit Montag wieder E-Mails verschicken. Der Fall zeigt deutlich, wie präsent die Gefahr der Cyberkriminalität ist, und auch, dass es jeden treffen kann. Zahllosen Klein- und Mittelbetrieben ist das, trotz sich häufender Meldungen, nach wie vor nicht bewusst.

Cyberkriminalität zähle zu einem der drei großen Brocken, die Gerhard Karner (ÖVP) als Innenminister beschäftigen, wie er am Montag bei der siebten Geldwäschetagung in Salzburg sagte. "Extremismus in jeder Form" und "steigende Schlepperkriminalität" seien die beiden anderen. "Geldwäsche betrifft alle drei Bereiche und ist somit Tochter und Sohn dieser Kriminalitätsformen", sagte Karner. Mag die Wortwahl des Innenministers auch etwas eigen ausgefallen sein, der Zusammenhang besteht jedenfalls.

Starker Anstieg bei Kryptowährungen

Rund 5.000 Verdachtsmeldungen gingen bei der Geldwäschestelle (A-FIU) im Bundeskriminalamt (BK) im Jahr 2021 ein. Das entspricht einem Anstieg von 15 Prozent gegenüber 2020. In der Behörde sorgt die Zahl weder für Verwunderung noch für Beunruhigung. Mit Argusaugen beobachtet man jedoch, was sich im Bereich der Kryptowährungen tut. "Trotz der beachtlichen Kursschwankungen sind Kryptowährungen weiterhin ein bewährtes Mittel der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung", heißt es im Jahresbericht der A-FIU. Auch bei Betrugsdelikten dienen Kryptowährungen dazu, die Herkunft des betrügerisch erlangten Geldes zu verschleiern.

Ein neues Phänomen seien Kryptogutscheine von bis zu 500 Euro, die in Trafiken, Tankstellen oder Supermärkten erworben werden können. Um sie einzulösen, brauche es ein namentliches und verifiziertes Konto bei der jeweiligen Handelsplattform. "Kriminelle haben es trotzdem geschafft, diese Kryptogutscheine für eine großangelegte Betrugsmasche zu nutzen und die erbeuteten Gelder über zahlreiche Transaktionen in der Blockchain zu waschen", heißt es beim BK.

Schwer zu waschen, noch schwerer zu verfolgen

Zwar ist es in der Praxis sehr schwer, Kryptowährungen tatsächlich zu waschen, weil auf der Blockchain jede Transaktion gespeichert bleibt. Mit sogenannten Mixern lassen sich die Spuren der Coins allerdings gut verwischen, was den Behörden die Verfolgung zwar nicht unmöglich macht, aber sehr aufwendig. Ein Drittanbieter bündelt Coins in einem Pool, durch zahllose Transaktionen werden sie aufgeteilt und wieder zusammengesetzt.

In absoluten Zahlen gibt es bei Geldwäsche-Verdachtsmeldungen einen Anstieg von fast 600 Prozent, was unter anderem mit rechtlichen Rahmen zusammenhängt. Kryptoplattformen, Virtual Asset Service Provider (VASP) genannt, müssen seit zwei Jahren ebenso wie Banken Geldwäscheverdachtsmeldungen erstatten. Nach 43 Meldungen 2020 meldeten die VASP 2021 bereits 250 verdächtige Trankaktionen. Dieser Anstieg sei darauf zurückzuführen, dass sich die VASP an das Sorgfaltsniveau der Banken angenähert hätten und ihre Kunden genauer kontrollieren. Beim BK geht man davon aus, dass die Meldungen heuer um weitere 60 Prozent steigen werden. Insgesamt werden 8.000 gemeldete Verdachtsfälle erwartet.

Spitzenreiter bleiben Banken

Die mit Abstand meisten Geldwäscheverdachtsmeldungen kommen aber weiterhin aus der Bankenbranche. Diese gab vergangenes Jahr 4.668 der insgesamt 4.994 Meldungen ab. Notare, Rechtsanwälte, Steuerberater und Wettanbieter spielen mit zwischen sechs und rund 20 Meldungen eine untergeordnete Rolle.

Dass sich neben neuen, digitalen Geldwäschemethoden auch das gute, alte Sparbuch zur Geldwäsche eignet, zeigt der im Bericht erwähnte Fall einer Flachauer Wirtsfamilie, wo bei einer Hausdurchsuchung 200 anonyme Sparbücher mit einem Gesamtguthaben von fast drei Millionen Euro gefunden wurden. Das Geld stammte aus jahrelanger Steuerhinterziehung. Der Deckmantel der Anonymität sei eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche Geldwäscherei, schlussfolgern die Ermittler in dem Bericht. (Andreas Danzer, 30.5.2022)