Run auf die Straße

Die Regenbogenparade als Höhepunkt nach dem Pride Run

Nach zwei Jahren der pandemiebedingten Schmalspurversion findet in Wien dieses Jahr die Regenbogenparade wieder in bekannter Größe und Pracht statt. Die Veranstalterinnen und Veranstalter erwarten rund 200.000 Teilnehmende beim Höhepunkt der Vienna Pride am Samstag, dem 11. Juni. Ab 11.30 Uhr versammeln sich die Mitmarschierenden zum 26. Durchlauf der Demonstration für die Rechte von LGBTIQ-Personen auf dem Wiener Rathausplatz, bevor es ab 13 Uhr gegen den Uhrzeigersinn über die Ringstraße zurück vors Rathaus zur Abschlusskundgebung geht.

Doch schon am Vortag geht es auf die Straße. Beim Pride Run am 10. Juni kann man sich auf der Prater-Hauptallee von der sportlichen Seite zeigen. Der Pride Run führt über eine Strecke von fünf oder zehn Kilometern in den Kategorien Laufen, Walken oder Rollstuhlfahren, die zu Fuß oder im Rollstuhl zurückgelegt werden. Die Strecke verläuft entlang der Hauptallee bis zur Höhe des Ernst-Happel-Stadions, dreht dann um, biegt in die Rotundenallee ab und kehrt zurück zur Prater-Hauptallee bis zum Zieleinlauf. Die Startgebühren betragen zwischen 36 und 39 Euro.

Queer durch die Stadt

Die wenig beleuchtete Geschichte Wiens unter freiem Himmel

Bei zehn Führungen an zehn Tagen geht es auf den Spuren des queeren Wiens durch die Stadt. Kennenlernen kann man dabei die weniger betrachtete Geschichte der Stadt, deren Persönlichkeiten, Schicksale und Skandale. Den Auftakt der Rundgänge von QWien macht am 1. Juni der Bezirk Mariahilf. Startpunkt ist bei der Türkis Rosa Lila Villa auf der Wienzeile. Wer innerhalb der eigenen Bezirksgrenzen bleiben will, kann an den darauf folgenden Tagen Neubau, den Alsergrund, die Wieden und Margareten erforschen, bevor die Themenführungen starten.

Am 9. Juni kann man an einem Frauenspaziergang mit Petra Unger durch die Josefstadt teilnehmen und dort mehr über die Politikerinnen, Wissenschafterinnen, Lyrikerinnen, Fotografinnen und Kaffeehausbesitzerinnen des Achten erfahren.

Tags darauf, am 10. Juni, spaziert Unger durch die Innenstadt. Auf den Spuren des Lesbischen Wien erfährt man unter anderem mehr über die Frauenbeziehung der ersten weiblichen Regisseurin am Wiener Burgtheater oder die Autorin der ersten Lesbenromane und macht einen Stopp am Denkmal von Maria Theresia.

Museum unter dem Regenbogen

Führungen zu Mode, Stereotypen und Erschaffen von Trickfilmen

Führungen gibt es aber nicht nur unter freiem Himmel. Auch die Wiener Museen zeigen sich im Juni von ihrer bunten Seite: Am 1., 6. und 9. Juni wird man im Mumok durch die Ausstellung "Wolfgang Tillmans. Schall ist flüssig" geführt. Die Albertina führt am 1., 3., 8. und 10. Juni im Pride-Special durch die Edvard-Munch-Ausstellung. An den gleichen Tagen gibt es in der Albertina Modern Ai Weiwei in der Retrospektive zu sehen.

Wieso Samurai in Frauenkleidung schlüpften, erfährt man am 7. Juni im Weltmuseum. Um Mode in Stahl und Stoff geht es am 7. Juni, einen zeitgenössischen Blick auf Genderstereotype in historischer Mode und Kostümen erhält man am 15. Juni im Kunsthistorischen Museum. Dazwischen, am 14. Juni, kann man bei der Spezialführung Frauen unter sich? alles über Tizians Diana und Callisto erfahren. Unter dem Titel Queering the Belvedere finden von 2. Juni bis 3. Juli Veranstaltungen statt. Etwa die Führung "Von Marienschablonen und weiblichem (Auf-)Begehren" am 3. und 22. Juni oder die "Performative Lecture. Diana und Apoll" am 13. und 29. Juni.

Und für die Kleinen? Für Kinder und Jugendliche bietet das Zoom Kindermuseum ein Pride Special an. Party für alle lautet der Titel der Trickfilmworkshops für alle zwischen acht und 14 Jahren am 5. Juni.

Am 22. Juni gibt es in der Hauptbücherei Wien zudem ein Feministisches Kasperltheater – mit der Cousine Peppi als Star.

Filme im Zeichen der Pride

Filmische Zeitreisen durch die LGBTIQ-Geschichte

Ob auf unter freiem Himmel auf dem Dach oder im klassischen Kinosaal: Im Wiener Regenbogenmonat warten auch die Lichtspiele mit Specials auf: Am 2. Juni schaltet das Topkino auf Pride-Mode. Bei einer Vorstellung der Bezirksvertretung Mariahilf kann man den Film Große Freiheit kostenlos genießen. Dabei geht es um die feindselige Haltung des Staates gegenüber schwulen Männern Ende 1960er-Jahre. Wer sich lieber outdoor aufhält, kann den Streifen am 5. Juni im Kino am Dach sehen. Am 8. Juni spielt es auf dem Dach der Hauptbücherei den eigentlichen Pride-Beitrag, Tangerine L.A., in Originalfassung mit deutschen Untertiteln.

Das Filmcasino startet am Mittwoch, dem 8. Juni, mit Nico – ein Film über eine Deutschperserin aus Berlin, sie erlebt darin einen rassistisch motivierten Überfall, der sie aus ihrem Alltag reißt. Dramarama sieht man am 9. Juni im Kino im Mumok in Kooperation mit dem queeren Transition Film Festival (18. bis 20. Juni). Ein Film über Freundschaften, Erwachsenwerden und Coming-outs. Bereits den ersten Pride-Termin absolviert hat das Filmmuseum. Falls verpasst: Am 17. Juni kann man Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse aber noch erwischen.

Queeres Kino aus Österreich kann man in mehr als 30 Filmen des Filmarchivs sehen. Den Startschuss gibt's am 1. Juni mit dem Film Verliebt, verzopft, verwegen über Geschichten lesbischer (Un-)Sichtbarkeit im Wien der 50er- und 60er-Jahre.

Vorträge und Lesungen

Wo Jung und Alt zuhören und mitdiskutieren können

Wer sich vermehrt inhaltlich mit dem Thema LGBTIQ-Rechte auseinandersetzen möchte, kann aus einem breiten Spektrum an Vorträgen und Workshops wählen. Über Verfolgung im Nationalsozialismus spricht der Historiker Johann Kirchknopf am 1. Juni in der Buchhandlung Löwenherz. Am 2. Juni geht es bei der Online-Veranstaltung der Büchereien New Moms for Rebel Girls im Gespräch mit der Pädagogin Susanne Mierau darum, wie man Töchter für ein gleichberechtigtes Leben stärken kann. Mikki Muhr spricht im Mumok bei einer Spezialausgabe von Feministisch betrachtet am 6. Juni über Künstlerinnen, die in ihren Arbeiten feministische oder queere Orientierungsmöglichkeiten realisieren.

Das Haus der Geschichte stellt im Pride-Monat queere Bewegung in den Fokus. Etwa stellt man sich am 8. Juni die Frage: Wie soll im Museum geschlechtergerecht gesprochen werden?

Zuhören kann man auch am 7. Juni im Weltmuseum. Die Kinderbuchlesung Drag Queen Stories mit Lady Nutjob ist für Kinder zwischen drei und zehn Jahren – Erwachsene können aber auch teilnehmen. Vorgelesen wird auch am 9. und 23. Juni in der Bücherei Wieden. Da dreht sich alles um die Themen Diversität, Regenbogenfamilien und queere Lebenskonzepte in Kinderbüchern. Am 3. Juni liest Drag Queen Candy Licious dazu in der Bücherei Mariahilf.

Ausgelassene Feiern

Clubbing im Theater und Afterwork im Museum

Tagsüber feiern: Das kann man am 4. Juni in Mariahilf. Da feiert der Bezirk die Vielfalt auf seinem Straßenfest "andersrum ist nicht verkehrt". In der Esterházygasse ist als Headlinerin die Starmania-Kandidatin N!DDL angekündigt. Die offizielle Afterparty findet im Aux Gazelles statt, wo um Mitternacht der Miss und Mister Vienna Pride Contest stattfindet.

Die Rote Bar im Volkstheater wird am 5. Juni zum Pride-Clubbing. Die Macherinnen von Vienna Is Burning fahren im Klub Q-Wir mit internationalen queeren DJs, Drag-Künstlerinnen, Vogue-Tänzern aus der Ballroom-Szene und Ehrengästin Danna Lisboa.

Zu Afterwork Drinks lädt am 7. Juni das 25hours Hotel auf seinen Dachboden. Gemütlich geht es auch der Afterwork-Bingo-Abend im The Student Hotel Wien im Zweiten mit Bubblegum Lecter & Pandora Nox am 7. Juni an. Wer Lust auf Party hat, ist am 8. Juni auf der Albertina-Bastei richtig. Bei Albert & Albert meets Tina & Tina meets Albert & Tina wird mit Dragqueen Tamara Mascara gefeiert. Am 10. Juni stellt der Matinee Club des Queer Museum Vienna Leute der Queer-Klub-Szene im Frühabend-Format von 18 bis 23 Uhr vor. Das Volkskundemuseum bespielen Dertinoises und Kevin Clash.