Immer weniger Personen in Österreich haben einen gültigen grünen Pass.

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Die Corona-Situation in Österreich ist so entspannt wie lange nicht mehr. Auf den Intensivstationen werden nur noch 38 Patientinnen und Patienten behandelt. Im Vorjahr waren es um diese Zeit noch mehr als 150 Personen, die ein Corona-Intensivbett benötigten – ehe die Zahlen gegen Mitte Juli auf die aktuellen Niedrigwerte sanken.

Am Mittwoch fällt in Österreich auch die FFP2-Masken-Pflicht im gesamten Handel, in Öffis sowie in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Die Maske ist dann bundesweit nur noch in Spitälern, Alten- und Pflegeheimen sowie anderen vulnerablen Settings zu tragen. Laut Gesundheitsministerium gilt die Maßnahme vorerst für drei Monate: Eine Wiedereinführung bei steigenden Fallzahlen sei "möglich", eine Wiedereinführung ab Herbst "wahrscheinlich".

Wien bleibt bei strengeren Maßnahmen

Nur Wien bleibt bei strengeren Maßnahmen: Hier gilt weiterhin die FFP2-Masken-Pflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und Apotheken. Weitere Details will die Stadt am Dienstag kundmachen.

Bei weitgehend niedrigen Neuinfektionszahlen wie derzeit wird es nach Ansicht vieler Expertinnen und Experten aber nicht bleiben. Schuld sind die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5, die auf niedrigem Niveau auch in Österreich stetig ansteigen. So rechnet der Molekularbiologe Ulrich Elling von der Akademie der Wissenschaften bereits im Juli mit einer nächsten Welle – die aber "recht flach bleiben sollte".

Zur Vorbereitung auf den Herbst hat die Regierung bereits angekündigt, dass die Schutzimpfung ein großer Puzzlestein sein wird. Noch wurde aber keine Strategie für eine großangelegte Impfkampagne verkündet. Dabei gilt es, riesige Impflücken zu schließen.

Zwei Erststiche österreichweit am Sonntag

Die Impfkampagne ist jedenfalls am vorläufigen Tiefpunkt angelangt: Am Sonntag gab es österreichweit nur noch zwei Erstimpfungen, insgesamt wurden an diesem Tag 243 Impfdosen verabreicht. Die niedrigen Impfzahlen führen auch dazu, dass jeden Tag tausende Personen ihr aktives Impfzertifikat verlieren. Im Februar waren noch mehr als 72 Prozent der Gesamtbevölkerung im Besitz eines grünen Passes, derzeit sind es nur 65 Prozent. Diese Zahl dürfte in den kommenden Wochen weiter zurückgehen.

Dazu kommt, dass künftig für eine Grundimmunisierung drei Impfungen notwendig sind, wie aus den neuen Regelungen des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Bisher galt eine Infektion vor der ersten Impfung als eigenes "immunologisches Ereignis". Eine Kombination aus Infektion und Impfung ist nach einer Übergangsfrist bis zum 23. August nicht mehr ausreichend. Eine Genesung gilt weiterhin sechs Monate für den grünen Pass, sie ersetzt aber keine Impfung mehr.

Italien ab Juni ohne 3G-Regel bei der Einreise

Aktuell hat der grüne Pass in Österreich kaum Relevanz: Die 3G-Regel gilt nur noch beim Zutritt zu Spitälern sowie Alten- und Pflegeheimen – wobei in Wien in diesen Einrichtungen derzeit ein negativer PCR-Test vorzulegen ist. Im Urlaubsland Italien ist ab 1. Juni gar kein 3G-Nachweis mehr notwendig: Bei der Einreise entfällt also der Nachweis einer Impfung, einer Genesung oder eines negativen Tests. Schutzmasken sind nur noch in Schulen und in öffentlichen Verkehrsmitteln vorgeschrieben.

Ähnlich sieht es in Deutschland aus. Bei der Einreise ist ebenfalls kein 3G-Nachweis mehr vorzulegen. Eine entsprechende Verordnung ist am Dienstag in Kraft getreten. Sie gilt zunächst bis zum 31. August. Wer aus Gebieten mit neuen Virusvarianten kommt, muss jedoch 14 Tage in Quarantäne. Das trifft auch Geimpfte und Genesene. Zurzeit wird allerdings kein Land auf der entsprechenden Liste geführt.

Portugal mit massiv steigenden Zahlen

Dass sich die Situation aber schnell wieder ändern kann, zeigt das Beispiel Portugal: Dort wird angesichts massiv steigender Infektionszahlen aufgrund der Omikron-Variante BA.5 wieder über eine teilweise Einführung der Maskenpflicht diskutiert. Im Wochenschnitt gab es in Portugal zuletzt bereits wieder mehr als 25.000 neue Fälle. In den Spitälern wird zwar von einer deutlichen Zunahme von Patientinnen und Patienten berichtet, die Lage ist aber nicht kritisch. Probleme gibt es allerdings durch die zehntausenden Personen in Quarantäne, der Ausfall von Personal bringt Branchen wie den Tourismus zunehmend in die Bredouille. In Portugal sind übrigens 95 Prozent der Gesamtbevölkerung zumindest einmal geimpft, in Österreich sind es nur 76 Prozent. (David Krutzler, 31.5.2022)