Die Umfrage befasst sich auch mit nationalen Stereotypen und stellt – oft – fest, dass sie wahr sind.

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Wir wussten es ja: Der Idiot, die Idiotin sitzt immer im anderen Wagen. Wir selber sind aber hervorragende Autofahrerinnen und Autofahrer. Uns trifft keine Schuld. Diese geläufige Einschätzung wurde nun durch eine Studie erhärtet, in der 79 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und Umfrageteilnehmer über andere Autolenker lästerten, während 97 Prozent von ihnen natürlich stolz auf ihre eigene hervorragende Fahrweise sind.

Die Umfrage unter 12.400 Europäerinnen und Europäern wurde von Vinci Autoroutes, dem französischen Autobahnbetreiber, in Auftrag gegeben. Durchgeführt wurde sie vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos im März. In jedem der elf europäischen Länder wurden mindestens 1.000 Personen zu ihren eigenen Fahrgewohnheiten und denen der anderen Verkehrsteilnehmer im In- und Ausland befragt.

Alle gegen alle

Die Umfrage befasst sich auch mit nationalen Stereotypen und stellt – oft – fest, dass sie wahr sind. Nur 16 Prozent der italienischen Autofahrer gaben an, dass ihre Landsleute höflich seien, während 14 Prozent der französischen Autofahrer der Meinung sind, dass französische Autofahrer gestresst sind. Im Vereinigten Königreich etwa gab ein Viertel der Befragten an, dass sie hinter dem Steuer ein völlig anderer Mensch seien, während in Polen 42 Prozent der Befragten sagten, dass beim Autofahren "jeder für sich" sei. Alle gegen alle also.

Von allen untersuchten Ländern sticht jedoch Griechenland besonders negativ hervor. Satte 91 Prozent der Griechen hatten etwas Negatives über die Fahrer anderer Länder zu sagen, während sie auch das "unhöfliche Verhalten" ihrer eigenen Landsleute beklagten. Fluchen, Hupen, Drängeln, Telefonieren und sogar das Aussteigen aus dem Auto, um andere Fahrer zu konfrontieren, stehen in Griechenland ganz oben auf der Liste. Griechenland schnitt auch beim gefährlichen Fahren am "besten" ab: Etwa ein Drittel der Autofahrer gab zu, zu schnell zu fahren, eine rote Ampel zu überfahren, an Baustellen nicht abzubremsen und den Sicherheitsabstand zwischen den Autos nicht einzuhalten.

Aber die Vinci-Studie enthält nicht nur negative Aspekte. Die Spanier und die Briten urteilen zum Beispiel am wenigsten über die Fahrweise der Menschen in anderen Ländern, während die Deutschen ihre eigenen Landsleute eher positiv beurteilen – sie berichten, dass nur sehr wenige aggressiv oder unverantwortlich seien. (red, 1.6.2022)