Wien – Ohne Ende in Sicht klettern seit Herbst vergangenen Jahres die Preise nach oben, und die Inflationsrate nähert sich immer weiter der Zehn-Prozent-Marke. Der aktuellen Schnellschätzung der Statistik Austria zufolge lag die Inflation im Mai bei 8,0 Prozent. Wer in den Supermarkt geht, spürt die Entwicklung. Wer seine Stromrechnung zahlt, ebenso. So sind die Preise für Brot im Vergleich zum April 2021 um neun Prozent gestiegen, für Weißbrot gar um 15 Prozent. Die Energiekosten sind in ungeahnte Höhen vorgedrungen, teilweise mit einem Plus von bis zu 100 Prozent.

Im Detail sticht unter zahllosen Produktgruppen im Warenkorb eine heraus: Im Vergleich sind die Preise für Alkohol mit etwas mehr als drei Prozent nur gemächlich gestiegen. Die österreichischen Favoriten Bier und Wein kosten zwar mehr, Spirituosen aber wurden laut Statistik Austria sogar um fast sechs Prozent billiger.

Aktuell wirkt es, als wären Spirituosen von der starken Teuerung ausgenommen. Das dürfte jedoch mit Aktionen im Supermarkt zusammenhängen und nicht von Dauer sein.
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Kopfschütteln bei Produzenten

Auf Produzentenseite führt diese Zahl zu Unverständnis. "Die Preise für Glasflaschen und Kartonagen sind massiv angestiegen, das schlägt sich natürlich auf den Preis nieder", sagt Doris Farthofer von der Destillerie Farthofer im Gespräch mit dem STANDARD. Es stecke viel Unsicherheit im Markt, ob und wann Flaschen überhaupt produziert werden. "Die hohen Energiepreise spüren wir zudem in der Produktion." Aufgrund langfristiger Lieferverträge könne man die Preissteigerungen nicht sofort weitergeben, das werde aber noch passieren (müssen). Einzig beim Getreide habe Farthofer kein Problem, weil fast alles aus der eigenen Landwirtschaft komme.

Die Problematik rund um Glasflaschen und Kartons kennen auch die Destillerien Durzbauer aus Salzburg und Krauss aus der Steiermark. Unisono sprechen sie von gestiegenen Preisen. Dazu kämen die Unsicherheiten bei den Obstpreisen und -lieferungen. Außerdem seien während der Pandemie wenig hochwertige Produkte an die Gastronomie verkauft worden.

Aktionen im Supermarkt

Wie kann es dann sein, dass die Preise für Spirituosen um fast sechs Prozent gesunken sind? "Wir arbeiten mit Scannerdaten von der Supermarktkassa", heißt es bei der Statistik Austria. Man kenne nur die Endverbraucherpreise. Diverse Aktionen dürften allerdings der Grund dafür sein. Außerdem sei es gut möglich, dass sich der Preis über das ganze Jahr gesehen wieder ausgleicht. So sieht das auch Wifo-Ökonom Josef Baumgartner: "Zwischen den einzelnen Monaten kommt es regelmäßig zu großen Preisschwankungen. Das heißt nicht, dass diese von Dauer sind."

Dazu kommt, dass die Statistik Austria durch die Scannerdaten genauere Aufzeichnungen führen kann. In der Vergangenheit wurden oft Rabatte durch Kundenkarten ausgeblendet, mittlerweile werden diese abgebildet. "Aktionen im Handel werden außerdem oft von den Erzeugern mitgetragen", sagt Baumgartner. Er glaubt nicht, dass sich Spirituosen der allgemeinen Teuerung entziehen werden.