41,9 Prozent der Befragten mit Bürojobs haben schon Erfahrungen mit virtuellem Onboarding gemacht.

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Die Einarbeitungszeit spielt für Beschäftigte eine immer wichtigere Rolle. 17,8 Prozent haben sogar schon einmal während der ersten 100 Tage einen neuen Job gekündigt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des HR-Tech-Unternehmens Softgarden unter 2.160 Bewerbern im deutschsprachigen Raum. Der Anteil derjenigen, die schon nach 100 Tagen oder weniger ihrem Arbeitgeber wieder den Rücken kehren, ist seit 2018 deutlich gestiegen. Damals betrug er 11,6 Prozent.

Hauptgründe für eine Kündigung sind laut den Befragten eine unzureichende Einarbeitung sowie Erwartungen aus der Bewerbungsphase, die in der Realität des neuen Jobs nicht erfüllt wurden. Das Onboarding wird demnach zunehmend zur Zitterpartie für Unternehmen, denn immer mehr Arbeitende können aus einem großen Angebot an Jobs wählen, und die Bindung an die neuen Arbeitgeber sinkt.

Erster Eindruck entscheidet

Knapp die Hälfte der Jobsuchenden geben an, dass das Onboarding ausschlaggebend bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber sei. 15,6 Prozent haben sich schon einmal gegen einen Arbeitgeber entschieden, weil ihnen nicht klar war, wie das Onboarding funktionieren würde. In den meisten Stellenanzeigen glänzt das Thema durch Abwesenheit – oder wird so behandelt, dass sich Bewerbende kaum daran erinnern. Nur jede fünfte Stellenanzeige geht demnach auf das Onboarding ein.

89,2 Prozent der Bewerbenden finden es wichtig, dass die Beschreibung des Jobs in der Bewerbungsphase zu den Verhältnissen passt, die sie in den ersten Wochen im neuen Unternehmen vorfinden. In der Praxis machen jedoch nur 52,9 Prozent diese Erfahrung. Diese Zahl ist seit 2018 relativ konstant geblieben.

Besonders hoch priorisieren die Bewerbenden Aspekte des Vorgesetztenverhaltens wie die klare Formulierung von Erwartungen (92,3 Prozent) oder Feedback (90,3 Prozent). Hier klafft eine große Lücke zwischen Erwartungen und Realität. Nur knapp die Hälfte bekommt tatsächlich Feedback von der Führungskraft während der ersten 100 Tage, und nur 59,3 Prozent werden die Erwartungen der oder des Vorgesetzten klar.

Virtuelles Onboarding

41,9 Prozent der Befragten mit Bürojobs haben schon Erfahrungen mit virtuellem Onboarding gemacht. Die meisten bewerten diese positiv: 53,6 Prozent finden, es funktioniert so gut wie herkömmliches Onboarding, weitere 16,5 Prozent glauben sogar, dass es besser als das Onboarding in Präsenz funktioniert. Dennoch zeichnen manche Berichte der Teilnehmenden ein Bild von Jobeinsteigern, die in den ersten 100 Tagen sich selbst überlassen werden: "Ich musste mir selbst einen Rechner kaufen, um während der Homeoffice-Pflicht zu Hause arbeiten zu können", berichtet ein Umfrageteilnehmer.

Einsteigerinnen und Einsteiger, die in den ersten 100 Tagen derart allein gelassen werden oder die im neuen Job etwas anderes vorfinden als versprochen, sind laut der Umfrage frustriert, springen ab oder werden erst verspätet in der neuen Firma produktiv. "Unternehmen investieren heute einen Großteil ihrer Ressourcen in die Gewinnung von neuen Mitarbeitern. Wer dann im Onboarding nicht überzeugt, wird erneut Zeit und Kosten für das Recruiting der gleichen Stelle aufwenden", sagt Mathias Heese, Geschäftsführer von Softgarden. (red, 31.5.2022)