
In der Totenstadt Sakkara, 20 Kilometer südlich von Kairo gelegen, wurden in den vergangenen Jahren immer wieder bemerkenswerte altägyptische Relikte entdeckt. Wie es sich für einen Friedhof gehört, handelt es sich dabei vor allem um Särge: Unter den Funden sind 250 Sarkophage, die auch in einem monumentalen neuen Museum unweit der Pyramiden von Gizeh untersucht und ausgestellt werden sollen.

Diesmal gibt es am Unesco-Weltkulturerbe auch einen Fund, der in besonderer Verbindung mit der Djoser-Pyramide steht, dem auffälligsten Bauwerk in der Nekropole: Die Stufenpyramide wurde unter König Djoser erbaut und vom berühmten Hohepriester und Bauleiter Imhotep betreut. Eine kopflose Bronzestatuette dieses Chefarchitekten wurde nun aufgespürt, berichtet der Leiter des Obersten Antikenrats, Mostafa Waziri.

Erster Pyramidenbau
Insgesamt wurden bei der Grabung nun etwa neue 150 Bronzestatuen gefunden. Außerdem förderte das Grabungsteam aus einem Sarkophag eine versiegelte Papyrusrolle zutage. Sie dürfte etwa neun Meter lang und mit einem Kapitel aus dem Totenbuch beschrieben sein, sagt Waziri. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Sprüchen und Beschwörungen, die für Fachleute eine wichtige Quelle der ägyptischen Mythologie ist und die damaligen Vorstellungen des Jenseits darstellt.

Während in Sakkara schon vor der dritten Dynastie des Alten Reiches Könige bestattet wurden, setzte der Pharao Djoser um 2700 vor Christus mit dem ersten Pyramidenbau hier ein besonderes Denkmal. Die 60 Meter hohe Stufenpyramide läutete die Entwicklung hin zu immer prachtvolleren und möglichst beeindruckenden royalen Grabstätten ein.

Legendärer Architekt und Heilgott
Dabei spielte Imhotep, Hohepriester der Stadt Heliopolis, eine wichtige Rolle. Er plante den Bau der Pyramide und die Weiterentwicklung der Nekropole – auch wenn es zunächst keine Stufenpyramide werden sollte, sondern eine sogenannte Mastaba. Dabei handelt es sich um Bauten mit einem rechteckigen Grundriss, wie ihn auch die Djoser-Pyramide hat – allerdings sieht eine Mastaba eher aus wie der unterste Teil der Stufenpyramide. In verschiedenen Phasen wurde Imhoteps Bau in Sakkara, der aus Kalkstein besteht, bis zu seiner finalen Pyramidenform erweitert. Darunter befinden sich Grabkammern, zu denen mehrere Schächte und Gänge gehören.

Über Imhotep selbst ist eher wenig bekannt. Die Inschriften von Statuenfragmenten deuten darauf hin, dass der hohe Würdenträger unter anderem Erbauer der Djoser-Pyramide sowie der ebenfalls in Sakkara gelegenen unvollendeten Sechemchet-Pyramide war. Im Neuen Reich, ab 1550 vor Christus, wurde ihm unter anderem zugeschrieben, die ägyptische Schrift erfunden und die ägyptische Heilkunde entwickelt zu haben.
Suche nach berühmtem Grab
Obwohl Imhotep kein Pharao war, genoss er – oder zumindest die mythologisierte Version seiner Person, die als Heilgott verehrt wurde – sehr hohes Ansehen. Das zeigt sich sogar bis heute, zumal etwa eine Erhebung in der Antarktis und ein Asteroid nach ihm benannt wurden.
Weniger ehrerbietend wirkt seine Rolle als Untoter im Spielfilm "Die Mumie". Wobei noch unklar ist, was bei der Öffnung seiner Grabstätte geschehen wird. Denn diese ist bisher noch nicht entdeckt worden und eines der Hauptziele der archäologischen Grabungen in Sakkara, sagt Waziri. (Julia Sica, 31.5.2022)